10. Dezember 2005, Samstagabend
1000 neue, angsteinflößende Wörter rotieren durch meinen Schädel seit ich 
einen Blick in das MS-Wörterbuch gewagt habe. Angst, ich habe Angst. Es wird 
immer schlimmer, seit nun bald einem Monat ein kontinuierlicher Abfall, Verfall. 
Die Brücke zwischen Körper und Seele bröckelt unaufhörlich, mit jedem 
Sekundenschlag unaufhörlich, immer mehr. Feiertage, beschissene Feiertage. 
Längst hätte ich den Versuch unternommen, doch noch eine Stoßtherapie zu 
erhalten. 3 Wochen seien schon zu spät dafür, meinte die Neurologin vor drei 
Tagen und ich war froh darüber, erleichtert.  Doch es wurde schlimmer, 
schlimmer als ich erwartet hätte. Der Schwangerschaftstest, an zwei Tagen 
durchgeführt, war negativ. Doch war es für ein sicheres Ergebnis nicht viel zu 
früh? Am Montag würde ich angerufen und über ein weiteres Vorgehen informiert 
werden. Am Montag... Allein die drastische Verschlechterung der letzten beiden 
Tage lässt mir die restliche Wartezeit wie eine vergeudete Ewigkeit erscheinen.
Ich könnte immer noch in Oberwart anrufen, doch die Feiertage, doch der 
anstehende Besuch.. Zuerst die Parästhesie; egal, ich konnte noch laufen.. Dann 
verkürzte sich die Laufstunde jeden Tag etwas mehr, der Klonus nahm zu. Die 
ersten lauffreien Tage; jetzt ist überhaupt nicht mehr an Laufen zu denken, der 
Klonus auch tagsüber aktuell. Heute morgen wieder Drehschwindel, Erbrechen. Kann 
weder stehen noch richtig gehen. Nur noch auf der Couch liegen und mir wünschen, 
dem körperlichen Schmerz einen alles betäubenden Seelenschmerz entgegen zu 
stellen, Krampflöser schlucken und hoffen, der Schwangerschaftstest hat recht. 
Schicksal, bitte lass ihn recht haben, ich kann so nicht schwanger werden. Was, 
wenn ich noch nicht geahnte Folgeschäden davon trage? Ich hab Angst. Das Warten 
macht mir Angst. Der heutige Zustand macht mir Angst. Der Schmerz macht mir 
Angst. Über all das nachzudenken macht mir Angst, macht mich schwach und 
empfänglich für Gedanken, die nicht sein sollten, dürften...
Ich möchte mich aufschlitzen.
Das Leben, das in seiner Hülle erneut keinen Halt mehr findet, aus mir 
rausbluten lassen. Was mache ich, was nicht?
Auf den Anruf warten, warten, ob meine Periode ausbleibt? Warten, warten, 
warten, so fatal wie das verstreichen jeder ungenutzten Sekunde. Wie unwirklich 
alles erscheint. Mir wird erst jetzt bewusst, was ich bereits alles verspielt 
habe, wie viel auf ewig verloren ist, unwiederbringlich vergeudet, immer klarer 
zeichnet sich das Bild meiner Zukunft ab, kein zurück mehr...
Ich habe Angst.
Jede Bewegung macht Angst.
Kontrolle weicht Unsicherheit, Unfähigkeit, Lähmung, Hilflosigkeit.
Ich war immer so stark, dass ich blind war für das, was mir vorherbestimmt zu 
sein scheint. Es fällt mir wie Schuppen von den Augen; ich sehe, ich realisiere.
Wär' ich jetzt allein, würde er nicht da drüben sitzen, nichts ahnend, ich würde 
mir Erlösung verschaffen und mich einlullen lassen von einem Hauch von Leere. 
Meine Gedanken und Ängste und Gefühle und vorallem diesen Schmerz betäuben, 
darin bin ich doch so gut. 
Ich bleibe aber in Bewegungslosigkeit hier sitzen, fühle die Tränen auf meinen Wangen trocknen, unbemerkt, und versuche mich selbst daran zu hindern, meine Angsteinflössenden Gedanken zu lesen.
Es tut weh...
11. Dezember 2005, Sonntagnachmittag
Ich meine bereits eine Lähmung zu haben, nichts geht mehr. Doch, sitzen und 
auf das Einsetzen dieses boshaften Krampfes warten. Die Sonne scheint, es ist 
winterlich kalt und die Perspektive hat sich in Richtung "Alles wird gut" 
verschoben, neue Strategien parat gelegt. Ich werde nicht auf den Anruf der 
Neuropraxis am Montag warten, sondern morgen früh in Oberwart anrufen, in der 
Hoffnung noch am selben Tag hinfahren zu können und vielleicht, wenn möglich, 
eine Schwangerschaft sicher per Bluttest ausschließen zu lassen. Mittlerweile 
bin ich so verzweifelt, dass ich mich sogar mit einem Krankenhausaufenthalt 
anfreunden kann. Kann, aber nicht will, nur im äußersten Notfall. Ich hoffe, 
alles geht gut. Bitte, als Weihnachtsgeschenk. Denn eines scheint nun sicher: Je 
länger ich warte, um so eher kann ich die Reifen meines Rollstuhles aufpumpen. 
Zum Glück ist dieser garstige Schwindel von gestern entschwunden (kleines 
Wortspiel). Doch nach jedem Späßchen sinke ich in mich zusammen, ernst, 
nachdenklich. Lärm, in meinem Kopf Unruhe. Bangen. Warten. Mir ist schlecht...
12. Dezember 2005, Montagabend
Zuerst Oberwart.
Ich solle nächsten Dienstag noch einen Test machen und dann kommen, aber meine 
Frauenärztin befragen. Dort komme ich sogar sofort dran. Sie sagt, nach kurzem 
rechnen, ich könne nicht schwanger sein, diese Frühtests seien Geldverschwendung 
und Zitat: ,, Die Gesundheit der Mutter geht VOR!". Ich fahre nach Hause mit dem 
Vorhaben, wenn möglich, morgen die Thera zu beginnen. Kurz vor 18Uhr ruft die 
neue Neurologin an, ich erzähle kurz, was wie wo wann. Doch sie wiederum 
verunsichert mich, was meine nun nicht mehr mögliche Schwangerschaft betrifft. 
Was wenn doch? Ich hoffe, ich muß es nie bereuen, nun noch eine Woche zu warten. 
Ich hoffe es :o(
Also, folgender Plan: Sonntag erneuter Test, Montag Therapiebeginn, wenn 
alles gut geht Freitag Ende. Eine neue Spastik konnte der Arzt zum Glück nicht 
feststellen, lediglich eine Schwäche in der rechten Hüfte. Es klang alles sehr 
banal, ich wünschte nur, es würde sich auch dementsprechend anfühlen. Also 
weiter Ruhe, Ruhe und noch mal Ruhe. Ich denke gar nicht an laufen, das es 
ohnehin nicht möglich ist und die Schmerzen und Schwäche ein Aufflammen 
jeglicher Lust und Sehnsucht im Keim ersticken. Dieses Abwägen in einem 
undurchsichtigen Bereich macht mich wahnsinnig. Schwanger oder nicht? Alles geht 
gut oder Folgeschäden? Was sagt mir meine Intuition? Sie verweist kurz und 
bündig auf die Chance, und seien es nur 0,01%, schwanger zu sein, die mit dem 
Kortison einhergehenden Schäden und eine eventuelle Abtreibung, verkriecht sich 
wieder irgendwo in meiner Seele und schweigt und lässt mich mit zwei 
prallgefüllten Waagschalen allein, die extreme Schwankungen vollführen und kein 
eindeutiges Ergebnis erlauben.
Gut, ich habe mich entschieden und versuche nun damit klar zu kommen, bzw. gut 
zu heißen um mich selbst zu beruhigen. Nur ob mir das gelingen mag?
Pro Kind, Pro Leben, meine Gesundheit hinten angestellt.
13. Dezember 2005, Abend
Was für ein Tag, was für ein Durcheinander...
Ich rief in Oberwart an und bat, das Rezept schon mal zum Hausarzt zu faxen, 
dann in Fürstenfeld auf der Onko, um zu fragen, ob sie die Therapie von Montag 
bis Freitag durchführen würden. Zuerst hieß es, sie sind schon voll nächste 
Woche, dann, nach befragen der Chefärztin, sie dürfen so was nicht durchführen. 
HÄ? Das dürfe nur ein Neuro. HÄ? Und was war mit den letzten Malen? Oder haben 
sie nun Muffensausen wegen der Thrombose im Frühjahr? 
Nagut, ich ruf noch mal in Oberwart an und frag, ob es MOntag bei ihnen 
klarginge, da fragt mich Schwester Hedi, warum ich es nicht gleich morgen machen 
ließe...
ALSO, ich beginne es nun morgen, was für ein DURCHEINANDER!!!
14. Dezember 2005, Mittwoch
9:34
Kurzes Gespräch mit vielen AHA-Effekten, die Schwangerschaft betreffend.
Ich hänge nach Armbad und tröpfelnder Blutspende mit humorlosen jungen Arzt. 
Spannend, wie lang es diesesmal dauert bis der Geschmack sich verabschiedet.
10:05
Gaumenfunktion ade. Boah, ich fühl mich jetzt schon so eklig; wie soll das erst 
in 5 Tagen sein?
10:16
Mir wird sehr sehr blümerant.
Ich werde mit Kanüle nach Hause geschickt und kann dann das Bein überhaupt nicht mehr hochheben, muss es mit den Händen ins Auto rein und rausheben, sehr witzig, und schon hab ich ein Dejavue und denk an 2002.
15. Dezember 2005
Zu früh aus dem Bett gefallen nach einer recht schlaflosen Nacht, erst 10 
Minuten später, als ich die 6 Uhr Glocken läuten hörte, wurde mir bewusst, dass 
ich eine Stunde zu früh dran bin. Egal, Zeit für eine gute, heiße Tasse Kakao 
und Mails schreiben.
"Stille Nacht... Heilige Nacht" im Radio hinter einem Rettungswagen Richtung Krankenhaus herfahren. Eine unwirkliche Situation, in mich versunken, überlegend, wer da drin liegen muss und warum.
Um 9:00 hänge ich wieder. Oh Wunder! Die Kanüle funzt!
Nach 1:57min fertig....
Herzrasen und Magenflattern.
16. Dezember 2005
5:21
Seit 4 krieche ich durchs Haus, immer wieder milchige Vollmondflecken 
streifend, die durch all die Fenster das Haus kalt erleuchten. Die Waage war 
sehr gemein zu mir, hoffte ich doch, bereits nur ,,etwas" abgenommen zu haben; 
ganz im Gegenteil und in meinem jetzigen Kortisongemütszustand ist es kaum zu 
ertragen, zumal ich mich selbst mit bösen Worten, Beschimpfungen traktiere. 
Wollte ich doch eigentlich hungernderweise dem flauen Gefühl im Magen erneut 
nachgeben, mich ergeben, und erneut ein Exampel statuieren, dass mensch von 
Kortison nicht zwangsläufig zunimmt, sondern auch abnehmen kann, so wie immer. 
Aber was erwarte ich? Bei den Mengen Wasser, die ich mir gestern noch vor dem zu 
Bett gehen in den Organismus gekippt hab? Und dann Abwiegen um 4? 
Nein, es tröstet mich nicht.
Mein Kopf ist knallheiß, glüht und fühlt sich bereits aufgedunsen an. Neben mir noch literweise Tee verschiedenster Art, auch dieses mal beginne ich die Entwässerungs- und Blutverdünnungs- und Blutreinigungskur schon während der Therapie mit selbstgepanschten Tees alla Hausmarke. Eigentlich hab ich bis jetzt noch keine allzu große Sorgen eine Thrombose betreffend, ich vertraue den Heparinspritzen. Hej, ich hab nen Venflon seit nun drei Tagen und gestern funktionierte die Leitung noch einwandfrei, das ist für mich ein sehr erfreuliches Zeichen, sehr, sehr positiv. Es hätte viel schlimmer kommen könnten.... Und gleich beim ersten mal stechen ein absoluter Volltreffer.. Nein, ich mag nicht dran denken, was noch kommen hätte können :O(
Auch gestern Abend hätte es wieder zu ner kleinen, still hingenommenen Katastrophe kommen können, doch die Erhöhung der Krampflöserdosis, um weitere 10mg auf Sage und Schreibe 30mg, verhinderte einen erneut aufkeimenden Klonus und nach kurzem schlief ich mehr tot als unruhig ein... bis vier. 30, was ist das schon... Die Tagesdosis für ein Kleinkind, aber wenn mensch nicht mehr gewöhnt ist als 5-10mg, haut das ganz schön rein. Und das ist schööööönnnnn.
Eine Tasse Tee nach der andren leert sich, mein Gaumen erneut wieder sehr 
ausgetrocknet von den Nebenwirkungen, laut Musik hörend, natürlich mit 
Kopfhörern, will doch meinen Liebsten nicht wecken. 
Ich muss nachdenken; darüber, ob ich nun eine Besserung feststellen kann und 
dann heute die Thera beende, so wie mir die Überobermeisterin der Neurologie 
riet, oder nicht. Ich habe Angst, dass drei Tage keine Wirkung haben, oder 
zumindest nicht genug und ich nicht wieder auf die ,,Beine" komme. Es ist 
ohnehin sehr, sehr skurril zu beobachten, wie mensch plötzlich mit 
Samthandschuhen angefasst wird, sobald das Wort "Schwangerschaft" in der Luft 
liegt. Sehr, sehr seltsam. Kenn ich so noch gar nicht. Irgendwie ist aber alles 
andre sehr unerträglich, da ich durch die vom Kortison gesteigerte Empathie 
selbst kleinste Reize, Tonschwankungen und Mimikänderungen wahrnehme, was Otto 
Normalbüger wohl ein Leben lang verborgen bleibt. Zuerst dachte ich immer, ich 
sei ein bissi Banana unter dem Zeug. Aber stelle mit jedem Mal mehr fest, dass 
das nicht übersteigert ist sondern tatsächlich stattfindet. Und dann all die 
Menschen zu beobachten, vor allem die Kranken, und jegliche Schwingung 
aufzufangen und mit einem übersteigerten Mitleid verarbeiten zu müssen, ist 
hart. Teilweise möchte ich den Leuten bemitleidend heulend um den Hals fallen. 
Ich bleib aber still hocken und lass mich von dieser Eindruckswelle überfluten, 
teils mit Tränen in den Augen. Mitleid für mich und meinen Zustand? Ne, ich denk 
nicht dran. So weit kommt's noch. Selbstmitleid sei andren überlassen, so wie 
der Oma gestern die rastlos ihre Runden auf der Neuro drehte, auf der Suche nach 
Ansprache, die sie natürlich bei mir fand, da ich sie immer wieder freundlich 
und ermunternd anlächelte, wenn sie vorbei kam. Beim dritten Mal traute sie sich 
mich anzusprechen, das Eis brach und jedes Mal wenn sie wieder vorüber kam und 
ich wieder rum lächelnd signalisierte, dass ich ihrer Anwesenheit Aufmerksamkeit 
schenkte, sprach sie meine Mutter und mich kurz an. Sie hatte riesen Angst vor 
dem bevorstehenden Schädel-MRT und zerfloss in Selbstmitleid; ich versuchte ihr 
mit aufmunternden Worten die Panik zu nehmen. Keine Ahnung wer ihr all diese 
Gruselmärchen erzählt haben kann, oder doch nur Hirngespinste. Ich hoffe, sie 
schenkte meinen Erzählungen wenigstens etwas Glauben, nachdem ich auf ihre 
Frage, ob ich auch schon mal so was gehabt hätte, lachend meinte, ich hätte 
bereits fast an die 10 "Liegungen" hinter mir, da sei nichts schlimmes dabei, es 
passiert auch nix schlimmes und sie solle sich keine Sorgen machen.
6:01
Sebastian wird erst in einer Stunde aufstehen, solang hab ich noch, allein, im 
Dunkeln, am PC, Tee ,,saufend". Der erste Liter Grüntee ,,Apfel-Ginkgo" ist 
leer, ich gehe über zu einer übervollen Jumbotasse Zitronenmelissentee, danach 
folgt noch eine Tasse ,,Allheiltee Hausmarke". Zeit, die ersten Tabletten 
einzuwerfen, und darüber nachzudenken, was ich heute schönes mitnehme. Karotten? 
Ja, definitiv, die schmecken recht neutral und können auch während der Thera 
geknabbert werden. Orangen? Ne, schmecken leider zur Zeit nur noch scheußlich. 
Apfel? Vielleicht. Mango? Hm, schon reif? Der Mond ist währenddessen auf die 
Westseite des Hauses gewandert und schimmert milchig beim Küchenfenster herein. 
Ich trinke und trinke und der Gaumen trocknet immer mehr aus. Es ist frisch, die 
Heizung geht erst in drei Stunden auf volle Leistung, soweit ich mich entsinne 
und der Tee leider mehr kalt als wärmend. Es ist ganz gut, dass ich mich so 
dermaßen zuschütte, denn wer weiß ob die Leitung heute noch mal gnädig zu 
Diensten steht. Ob ich mir ein Jogi mit 6-Kornflocken und Leinsamen gönne? 
Eigentlich ist mir ja schlecht. Ach egal, auf die 200kcal kommt's auch nicht 
mehr an. Noch ne Kanne Tee? Hmmm... Nein, besser nicht. Mit Walter ständig aufs 
Klo zu humpeln ist nicht so witzig.
Mein Puls liegt bei 62, nein 115, 0, ach, egal, ich leb noch. 58, 115, 37, 0, 
pah, wenn du doofer Pulsmesser nicht willst, dann eben nicht. Das Jogi schmeckt 
seltsam, leer und doch eklig.
6:50
Es beginnt zu dämmern und ich kau immer noch lustlos an meinem Frühstück rum.
9:17
Ich hänge, die Leitung funzt tatsächlich immer noch, welch’ frohe Botschaft. Auf 
in den neuen Tag mit Kampfsaufen und Apfel- und Karottenspalten. Ich fühle mich 
jetzt sehr benommen, mein Blick getrübt, torkle, mir ist schwindelig. 
Besserung? Ne..., kann ich unter diesen widrigen Umständen nicht beurteilen.
 Lieblingsthemen wie Todesstrafe, Rassismus und 
Ausländerfeindlichkeit werden kortisongerecht durchgekaut. Kotz! 3 gegen 1, 
wobei letztere eigentlich nur noch das Gefühl hat von allen Seiten angegriffen 
zu werden und jeden Moment in alle Moleküle zu zerspringen. Unfähr.
13:55 
Ich hab’s wieder mal geschafft, nur lustig ist es 
nicht, zumal alle um mich rum, inkl. Ärzte eine Fluppe sondergleichen ziehen und 
eine „gute“ Laune in der Luft liegt, dass mensch sich ins Grab legen will.
17. Dezember, 
Samstagmorgen
5:10
Seit 4:30 krebse ich erneut durch die halb mondhelle Nacht 
und ärgere mich über mein Gewicht. NOCH mehr als gestern, obwohl NOCH weniger 
gegessen, bzw. ohnehin wieder nur gekotzt habe. Was soll das??? 
66,8kg rotiert es durch meine Birne... KREISCH. Anfang des 
Jahres hatte ich bei der ersten Korti um diese Uhrzeit maximum 64kg gewogen, das 
ist nicht fair. Und allmählich glaub ich, dass je weniger ich esse, um so mehr 
nehme ich zu, wie das mein Körper macht bleibt hingegen ein Rätsel. Na das 
können ja SCHÖNE Feiertage werden. Kotzen, kotzen, kotzen und noch mal kotzen 
und ich hab ÜBERHAUPT keine Lust darüber nachzudenken, ob das nun legitim ist 
oder nicht. Scheiß Körper, du kannst mich mal! Nun hab ich dieses am 
Jahresanfang erarbeitete Gewicht ein dreiviertel Jahr gehalten, und nun, seit 
Pillenabsetzen schlagartig ALLES im Arsch. Wäre danach nicht genau gegenteiliges 
zu erwarten?
Arg, und wenn ich schon an all die „gut“ gelaunten Menschen 
von gestern denke, freu ich mich direkt schon wieder. Kotz. Ich weiß schon, 
warum ich diese zwei Stunden Kortisontherapie immer allein durchziehe. Es ist 
alles so gesteigert, so durcheinander, und dann ständig jemand um einen ist zu 
viel und eine heillose Überforderung. Ich verkrieche mich immer lieber unter 
meinen Kopfhörern und verbleibe die zwei Stunden konservationsarm. Besser für 
die Andren, besser für mich.
Dann kommt heute noch Sebastians Schwester zu Besuch, ich 
kann nur hoffen dass ich trotz Kortison klarkomme, es macht mir schon seit Tagen 
Kopfzerbrechen. Wer nicht ständig so viel bekommt hat NULL Ahnung wie mensch 
sich dabei fühlt, bzw. wie durcheinander mensch teilweise ist, und dann wird das 
nach Außen hin noch als Negativ gewertet.
Ach, ich hoffe, ich komme nicht wieder irgendwie 
„unpässlich“ rüber :o(
Zumal ich mich ohnehin schon wieder so scheiße fühle. Kann 
Besuch nicht auch mal mollig oder dick sein???? Vor allem jetzt, wo ich’s schon 
mit mir selbst nicht mehr aushalte? Konstanze einer Schnellmästung unterziehen? 
Nein, die Arme. Lauter schlanke Menschen um mich. Und ich fettes Schwein (keine 
Tierbeleidigung) mittendrin, ich fühl mich bombig. Bombe, ja, welch schönes 
Wort. Alles fühlt sich schon wieder so aufgedunsen an und nicht umsonst würde 
ich soviel wiegen. Und in ein paar Stunden fahr ich auch wieder in diesen 
„Atompilz“ von Krankenhaus; kein Wunder, dass ich mich immer so radioaktiv 
aufgedunsen fühle, wenn ich es verlasse.
Kurze Übersicht (denn vielleicht verschiebt sich im Laufe 
der Jahre mal etwas oder an mir ist ein eingefleischter Bürokrat verloren 
gegangen):
1.Tag: Überdreht und quirlig, Geschmack ade, Magen flau
2.Tag: Gesteigertes Empathieempfinden, immer noch überdreht 
und gut gelaunt, mit ständigen Depressionsschlaglöchern
3.Tag: Alles wird zuviel, alles überreizt, die Haut beginnt 
zu reagieren, ich ertrage aggressive Stimmung und auch das Fernsehen nicht
4.Tag: Heute dürfte der tiefe Fall kommen, mir ist jetzt zu 
solch früher Stunde bereits nach Heulen. Von kortisonbedingten 
Heißhungerattacken immer noch keine Rede, brauch ich auch nicht, werd schon von 
allein fett. Ich hasse mich.
Immer noch unfähig, über eventuelle Folgen dieser Parese 
nachzudenken. Ich versuch es, aber ich KANN nicht. Hab ich mir am Ende noch 
wirklich eine unerträglich positive Grundstimmung angeeignet? So positiv, dass 
mein Hirn dermaßen zugekleistert ist mit Wölkchen und Sonnenstrahlen, dass ich 
nicht mehr im Stande bin über ein jähes Ende dieser Routine auch nur einen 
Gedanken zu vergeuden? Ich weiß es nicht. 
Sollte ich deswegen trauern?
Sollte ich mich und alles deswegen aufgeben?
Was hat sich mit einer eventuell eintretenden Lähmung oder 
Bettlägerigkeit Abfinden, mit STARK sein zu tun, wie ich doch erst vor ein paar 
Tagen von der Glotze belehrt wurde?
Ist es nicht hingegen so, dass mensch stark ist, wenn er 
GENAU das NICHT tut, und IMMER weiterkämpft um sein Recht auf Leben, und sich 
erst dann damit abfindet, wenn alle Schlachten verloren sind...????? Bin ich 
nicht stark? Ich dachte, ich sei es...
Komische Welt.
Selbst wenn mein Dachschaden eine aggressivere Gangart 
einlegen würde, Aufgeben gibt es nicht. Dafür bin ich einfach zu krankhaft 
ehrgeizig.
Wie gesagt, mein Plan sieht folgendermaßen aus: Ich werde 
mich an die zwei Wochen Schonung nach dem Kortison halten, diese auch Nutzen, um 
mich physiotherapeutischen Übungen vom Spickzettel zu unterziehen und dann 
locker und luftig wieder mit dem Laufen beginnen, bis sich mein Puls wieder 
eingependelt hat und voller Optimismus in ein neues Jahr starten, einen neuen 
Zyklus, einer neuen Chance, schwanger zu werden und habe vor mich vor 
schädlichen Dingen dieses mal WIRKLICH, aber WIRKLICH fern zu halten. Und wenn 
ich nicht laufe, dann kriech ich eben, das ist mit SCHEISS egal, aber ich 
KRIECHE!!!
Was soll mich nach 20 registrierten und gut 5 im 
Dunkelzifferbereich befindlichen Schüben noch erschüttern? Nach 8 Jahren 
Dachschaden?
6:08
Der Tee liegt schwer im Magen, die Dunkelheit scheint kein 
Ende nehmen zu wollen. Mein Kopf ist fiebrig heiß.
Die Musik deprimierend. Eine „Null Bock“ -Stimmung legt 
sich über mich. Ich mag nicht mehr :oP
Dennoch, eine Tasse Grüntee nach der andren verschwindet in 
meinem Körper, mein Magen jault. Ich seh mich im dunklen Zimmer noch mal um, ob 
auch wirklich alles besuchsbereit und sauber ist, oder ob ich irgendwo eine Ecke 
vergessen haben könnte. Singe voller Inbrunst und doch ohne einen Laut über 
meine Lippen kommen zu lassen zu den Klängen von Blumfeld mit, versinke in der 
Musik und denke nicht mehr.
Ich muss an den Humpelgang durch Fürstenfeld gestern 
denken. Welch Freude den Menschen beim Glotzen zuzusehen, ich amüsiere mich bei 
aller Regelmäßigkeit aufs Köstlichste. Junges Mädchen (wenn ich das mit 25 noch 
sagen darf) in Begleitung von Omma Berta beim Weihnachtsbummel. Aber es macht 
keine Unterschied, ob du nun durch eine Stadt „läufst“ oder durch die 
Neuroambulanz, Glotzen ist in Mode, Glotzen macht Spaß, meine Mutter glotzt, 
noch schlimmer, zeigt dabei auch immer noch mit dem Finger. MENSCH, ist DAS 
PEINLICH!!!
Hypnotisiert von Omma Berta verfolgte mich gestern sogar 
ein ganz kleines Mädchen, schätze 2, total erstaunt und fasziniert Berta und 
mich anhimmelnd, die Mutter halb lachend, halb verzweifelt lief ihren Namen 
rufend hinterher und ich meinte nur amüsiert, dass ich nicht gewusst hätte so 
einfach und vor allem so schnell zu einem Kind zu kommen. Oh, war die Kleine 
entzückend, hinreißend! Ja, ich merke schon, ich kann keine kleinen Kinder mehr 
ansehen ohne vor Verzückung zu rotieren. Doch, es fühlt sich nun wirklich so an, 
als wäre auch ich endlich mit ganzem Herzen bereit... Noch vor einem halben Jahr 
hab ich dran gezweifelt.
Sebastian wird bald aufstehen, warum auch immer so früh. Es 
faselte seit gestern von irgendwelchen Vorbereitungen, die getroffen werden 
müssten. Soll ich meinem Magen und mir einen Gefallen tun und mir ein 
Ballaststoff geschwängertes Jogi zu Gemüte führen? Nein...
Die Mango muss noch zubereitet werden, damit ich wenigstens 
etwas Vernünftiges im Bauch hab.
6:55
Es beginnt zu dämmern, ein rot-oranger Streifen zieht sich wie ein schmales Band 
über den südlichen Horizont, den ich von hier aus durch die Verandatüren sehen 
kann. Ein neuer Tag, ein neues Glück oder Unglück, je nachdem, was das Schicksal 
bringt. Sebastian beginnt herum zu krabbeln, ich mach nun Schluss und werde mich 
vorbereiten...
9:00
Die Mango verspachtelt, mein Magen bei der Morgenrevolte, Pickel nach Pickel am 
Sprießen, ich auf meinen Fingern hockend, wartend. Wie lange wird es dauern, 
oder vergisst man mich wieder Mal? Irgendwann fällt mein Name, aber nichts 
passiert.
9:30
Kurzer Ausflug ins Klo zum Zwecke des exklusiven Armbades.
9:45
Ich hänge, ein Stich, ein Erfolg, nur wie lang mir das 
Glück hold bleibt ist ungewiss, muss ich mich doch jetzt schon verrenken um die 
Prozedur am Leben zu erhalten. Ich verkrieche mich wie angekündigt unter meinen 
Kopfhörern, ein halbes Ohr den „Bild der Frau“ –Statements meiner Mutter 
zugewandt. Die Musik tut gut und lässt mich mein aufgehendes 
Streuselkuchengesicht vergessen. Wie angenehm.
Batterien nach 15min leer –LANGWEIL!!!!

Schnarch! Eine dreiviertel Stunde noch, die Essenstrollis rollen an, Knorrduft liegt schwer in der Luft. Die Leitung beginnt zu allem Überfluss an zu schmerzen. Schmerzen; welch gekonnte Überleitung.

Ich sitze nämlich immer noch still in der Landschaft rum 
und werde zugeschüttet mit diversen Schmerzbekundungen, ob nun am eigenen oder 
andren Körper, sei es nun der kleine Zehennagel oder gar die Haarwurzel. Alles 
erscheint sehr surreal und es nervt. Plötzlich tut es mir leid dass es nervt. 
Aber ich bin so dermaßen übersättigt von diesem nicht enden wollenden und 
mindestens alle 5 Minuten unverhofft und ohne Vorwarnung eintretenden Geseiere, 
ich kann nicht mehr hinhören, geschweige denn Mitleid aufbringen.
Meine Mutter kramt ein altes Wissensquiz aus einer Tüte 
hervor, WELCH Freude....
Wir lernen dann noch kurz vor Beendigung des Dramas einen 
andren MS Kranken kennen, der auch gern nach Hause möchte, aber wegen dem 
Venflon , angeblich, nicht gehen darf, ich hingegen schon. Ich dachte nur, 
erneut schmunzelnd, dass man sich das im Laufe der Jahre HART erarbeiten müsse, 
denn eine umfassende Routine kann man mir wirklich nicht abschreiben.
Am Abend bekomm ich dann von meiner Schwiegermama in spe 
dank Constanzes Botendienst eine Apothekenzeitschrift, in der auch ein Artikel 
über MS ist. Dies hatte leider nur den einen Effekt, mich dermaßen runter zu 
ziehen und mich in meiner Kortisondepri versinken zu lassen.
18. Dezember, Sonntagmorgen
Wieder 4:30, heute aber mit weniger Gewicht. Naja, den 
ganzen Tag Hungern muss ja irgendwie und irgendwann einen Erfolg zeigen. Mein 
Kniegelenk und auch meine Hüfte schmerzen etwas vom Humpeln dank Parese, Berta 
bleibt heute endlich wieder zu Hause, ich glaube, ich meine, die Besserung ist 
endlich eingetreten, und das gibt mir erneut Sicherheit. Doch wenn ich an den 
Artikel von gestern Abend denke, wird mir immer noch mulmig. So gesehen, hab ich 
wirklich eine vielleicht nicht aggressive Ausfalls-, aber eine aggressive 
Schubrate. Nehme ich meinen Dachschaden nicht ernst genug? Würde mensch aber 
anderweitig nicht kaputt gehen? Ach, ich mag nicht darüber nachdenken. 
Ziehe die Teebeutel aus dem heißen Wasser und beginne 
diesen noch jungen Tag mit einer Tasse Apfel-Ginkgo-Grüntee, in freudiger 
Erwartung dass mein Magen zur krümmenden Morgengymnastik übergeht.
6:21
Von Kanne eins zu Kanne zwei, Weißer Tee –Weihnachtszauber.
Musik hören und langweilen.
Dunkelheit um mich.
Der Schluck Leitungswasser schmeckt widerlich süß.
Die Luft ist abgestanden und erschwert das magenfreundliche 
Atmen. Verandatür auf um die Dunkelheit samt winterlicher Kälte in den Raum 
kriechen zu lassen. Ketten von dunklen Wolkenfetzen sind quer über den düstren 
Himmel gespannt, minus 3°C.
Einsam leuchtet die Straßenlaterne unten im Bachergraben 
vorm Haus unsrer 800m entfernten Nachbarn. Einsam und still in die windige Kälte 
hinein. Wohliges Schaudern beim ersten Schluck vom heißen Tee.
6:54
Es beginnt zu dämmern, der Himmel klart auf. Bevor wir 
fahren liegt noch einiges an Tee vor mir. Und ich nehme mal an, Sebastian wird 
noch vor Constanze aus dem Bett gekrabbelt kommen.
Um 9:00 hing ich kurzfristig, doch mein Gefühl täuschte 
mich nicht und bereits nach 16min staute es wieder. Stechen –Versagen –Armbad –Babyvenvlon 
in Babyvene –und vorerst läuft es wieder, nur hat die ganze Prozedur wieder 
Lebenszeit verschlungen.
Smalltalk mit einem älteren, kroatisch stämmigen Herrn, 
dessen Akzent wahrlich entzückend klingt. Die kleine Vene schmerzt erneut nichts 
gutes verheißend, aber ich bemühe mich, mich kaum zu bewegen. Oh, Schande, erst 
eine halbe Stunde um. Na, das wird wieder wahrlich ein krönender Abschluß. Der 
Arm pocht und pocht und pocht. Portionsweise trudelt Besuch ein, um die 
Wartehalle für Sekunden mit Leben und Lärm zu füllen. Doch, so schnell dieses 
auch aufkeimte, so schnell verebbt es wieder in alles verschlingender Stille. 
Bis zur letzten Lebensportion. Wochenenden im Krankenhaus sind unendlich öde und 
ich bin nur früh in über einer Stunde wieder das Weite suchen zu können. Hinter 
mir Rollwägen mit Bergen von Schmutzwäsche, die Arbeit nimmt wohl kein Ende. Die 
Wäscheberge gehen, neuer Besuch strömt aus dem Lift heraus um sich sofort zu 
zersprengen und in den verschiedenen Gängen zu den jeweiligen Stationen zu 
verschwinden.
Es geht bergauf, Omma Berta blieb heute zu Hause, ich hoffe wieder :o)
19. Dezember, Montagmorgen
Wieder, Punkt 4:33, fast unheimlich.
Email schreiben, Wohnzimmer auf Vordermann bringen, 
sicherheitshalber Hollerbeerensaft trinken zu Schutze gegen Constanzes herum 
geschleuderte Viren.
Heute morgen, nach dem erneuten Hungermarathon, 65,3kg, ich 
kann mit gutem Gewissen davon ausgehen zu normaler Uhrzeit wieder 64 zu wiegen, 
nur wie soll das halten? WIE????
Und noch eine andre Geschichte macht mir Kummer: Wenn ich 
nächstes Jahr schwanger bin und dann im Sommer wieder Kinderbehilfestress hab, 
wie soll ich das schubfrei überstehen? WIIIEEE??? Amtsgänge, gezwungener oder 
gedrungener Maßen haben IMMER Folgen für mich. Ich würde gern sagen, dass ich 
mir einfach keine Sorgen machen muss. Aber dafür ist die Sache viel zu heikel. 
Dann geht’s nicht mehr nur um mich...
6:18
Das Brot ist geknetet und geht gemütlich im Backofen bei 
kuscheligen 50°C vor sich hin, nur meine Arme kribbeln unangenehm nach dem 
Kneten und ich erahne, was mir beim ersten Lauf wieder bevorsteht. Aber, bis 
dahin ist noch etwas Zeit und ich sollte erstmal an meiner Koordination arbeiten 
und Kraft zurückgewinnen, vielleicht auch mal durch etwas essen, bzw. 
ausschlafen. Noch sehe ich auch nicht aufgedunsen aus, ich frage mich nur, warum 
ich mein Herz so stark pochen spüre und höre. Kleistert das Kortison alles so 
dermaßen zu, dass es sich so fürchterlich anstrengen muss? 
Ich konnte wieder mal nicht einschlafen, da es mir förmlich 
aus der Brust sprang, dabei schlug es langsam, immer langsamer, und noch 
langsamer und ich wunderte mich ernsthaft, ob es aufhören würde zu arbeiten. Es 
war sehr seltsam, als ob ich beobachten könne wie mein Leben seinen Körper 
langsam, Schlag für Schlag verlässt. Ich hielt den Atem an, das nächste Pochen 
erwartend. Immer länger. Das pochende Gefühl wurde mit jedem Mal stärker. Immer 
größer die Abstände. 
So ist es also, wenn man stirbt...?
Die Schwäche nimmt dir die Angst?
Ich zählte die Sekunden... immer mehr und dann schlief ich 
ein.
Es wird gleich wieder dämmern.
20. Dezember, Dienstagvormittag
Ich hab mir gestern schon das Leben aus dem Leib gekotzt, 
und wieder gehungert. Dennoch, ich nehme immer mehr zu. Und erneut hab ich 
Halsschmerzen, wie vor der Thrombose, und ich versuche mir Sorgen zu machen, 
aber mir ist alles scheiß egal, zumal ich so dermaßen scheiße aussehe und nichts 
an mir ist, was es wert wäre, sich Sorgen zu machen.
Ich hab beschlossen, dem Hungern heute ein Ende zu 
bereiten, da ich mich nach kollabieren fühle und es ja ohnehin keinen Effekt zu 
haben scheint. Vernunft hab ich keine mehr, die mich zu diesem Schluss getrieben 
hätte. Es ist nichts da, außer unwahrscheinlicher Müdigkeit, einem fetten, 
geschwollenen Mondgesicht und einem Gewicht, das eigentlich überhaupt nicht zur 
wieder mal runterrutschenden Hose passt. Müdigkeit, nach Kortison? Hat sich 
wieder eine Thrombose entwickelt? Erneut kippe ich mich wie schon Anfang des 
Jahres mit diversen Heilkräutertees zu, ohne dass sich ein Erfolg abzeichnen 
würde. Die Halsschmerzen lassen wieder Hungergedanken aufflackern, 
„Weihnachtsbewältigungsstrategien“. Ich kann auch immer noch nicht an Laufen 
denken, es scheint wie ausradiert, ein leerer Fleck in meinem Gedächtnis. Und 
ich frage mich keuchend und vollkommen erschöpft: „Da war doch noch was...“. 
Schlafen, schlafen, schlafen...
Abend
Ich entdeckte einen roten, schmerzenden Strich auf meinem 
Oberarm.
Wieder Thrombose???? Angst!
Alles deutet darauf hin, der Zustand ähnelt dem im Frühjahr 
zu sehr..
Ich hab die Schnauze so gestrichen voll, ich werde nun 
einfach die Heparindosis verdoppeln, so wie beim Beginn des Venenverschlusses 
und sehen, ob’s besser wird. Ich WILL nicht schon wieder ins Krankenhaus.
Ich habe wieder gekotzt, es geht nichts mehr...
21. 
Dezember, Mittwoch
Ich hab meine Tage bekommen. Ich würde mich gerne freuen, 
dass nichts passiert ist, aber ich kann nicht...
23. Dezember, 
Freitagvormittag
Der Oberarm hat sich erholt, ob nun durch das Heparin oder 
nicht, weiß ich nicht. Ich fühle mich immer noch sehr schwach, der Schwindel 
verhindert Stabilität, meine Gelenke jaulen bei jeder Bewegung auf. Auch meine 
Venen sind bitterbös beleidigt und machen Stützstrümpfe notwendig. Die physiotherapeutischen Übungen gestern Abend waren sehr desillusionierend, mein 
Einbeinstand zirkusreif. Kotzen wird zum Alltag, um heute endlich wieder mein 
„Normalgewicht“ zu erreichen, Weihnachten wird nicht anders sein...
In einer Woche will ich wieder laufen. Doch zum jetzigen 
Zeitpunkt erscheint es mir, als hätt’ ich es nie getan, nichts andres als Sitzen 
und Liegen. Ich bin müde, ich bin schwach, kleinste Anstrengungen schmerzen und 
machen Angst. Ich will nicht mehr stark sein...
26. Dezember, Montag
Ich war wieder laufen, portionsweise, es tat gut. Die Kraft 
und Stabilität kehrte mit jeder Gehpause ein Stück weit wieder....