26. Mai 2012, Samstag kurz vor 8, DER „große“ Tag!...
Morgens im Bett meine Einzelteile zusammensammeln. Noch alles da?
Na... NAJA...
Die Parästhesien zählen. Ist zu befürchten, dass ich heute Abend bei der Filmpremiere einschlafe.
EIGENTLICH hab ich jetzt gar keine Zeit.
Im Traum hatte ich Durchfall, rannte unentwegt auf irgendein Klo. Sebastian musste wieder fahren, stieg in den Zug, ich in Tränen aufgelöst.
Ich vermag noch nicht, mich zu sammeln.
Es gäbe so unendlich viel zu erzählen.
Doch ich kann nicht. Bin nun doch tatsächlich gestresst, mache mir Sorgen. Aufregung? Immer noch Fehlanzeige! Dass das alles am Ende SO ablaufen würden, damit war nicht zu rechnen. Timms „Einschiffung“ hat sich als bare Münze gezeigt!

4 junge Feldspatzen auf dem Tisch, picken die Krümel von Hels Essen auf. So lieblich. Plüschkugeln! Der Himmel grau. Das Schneckenkorn nicht aufzufinden, mir auch noch Sorgen um meine Paprika machen, die jetzt draußen in die großen Töpfe umgezogen sind.
Die linke Hand brennt und wird mir heute SICHERLICH NICHT meine geflochtene Frisur gönnen. Das rechte Bein brennt bei Berührung. Im Gesicht diverse Stellen, die sich penetrant melden.
Das gestern war erstens nicht so geplant und dann noch alles andere als GUT! Erster Härtetest für das neue Medikament?
Dennoch – unerschütterlich- dankbar. Für die Möglichkeit. Und die ganze Organisation und Finanzierung.
Mir ist schlecht.
Eine Tasche mit Getränken und Fressalien mitnehmen?
Wenn DAS meine Mutter wüsste!!! Zuerst hätte sie wohl gesagt: „WARUM SAGT ihr denn nichts?“, und dann vielleicht noch ein: „Hab ich mir schon gedacht.“. Den Triumph möchte ich ihr nicht „gönnen“. Zudem, WIR haben es ALLEIN hinbekommen! Also ist es IMMER NOCH MEINE Ausstellung!
Apropos Mutter:
Wäre das nicht ein verteufelter Zufall, wenn ich nun AUCH Borreliose hätte? Auf dem Oberschenkel ein juckender Fleck mit Einstichstelle mittig, hellem Kreis drum rum, der wiederum HÜBSCH umrandet ist von einem roten Ring. Ganz klein, ganz dezent. Na SUPER!!! Wollte gestern zum Arzt. Aber irgendwie warf sich einem ALLES regelrecht in den Weg!

CUT!!
Ich muss nun die letzten Aufgaben erfüllen!

Kurz nach dreiviertel 10...
Brave Verdauung.
Eine Sorge weniger.
Die Bilderbeschriftungen fertig.
Also... Zurück zu all dem, das sich uns in den Weg stellte:
Um 4 sollten wir in der Galerie sein. Wir fuhren um halb 4 los, trafen die neue Bekanntschaft, fragten nach, ob sie nun kommen wolle und ob sie eine Fahrgelegenheit gefunden hätte.
In der Allee im Dorf angekommen, saß ein Vogel auf der Straße. Sebastian hielt beinah aus Reflex, ich sprang aus dem Wagen, rannte auf die Straße, ein Wagen kam uns entgegen und hätte den armen Wurm überfahren. Ein junger Buchfink, schwer am Atmen, angeschlagen.
Supermarkt, die Herren kurz einkaufen, Timm brachte einen kleinen Karton mit und eine Flasche stille Wasser, um ihm irgendwie etwas Gutes tun zu können.
Für Arzt blieb keine Zeit mehr.
Die Spritzen werden alle, aber das scheint zweitranging.
Dann aber vor der Galerie warten, scheinbar niemand da. Es dauerte.
Bis jemand das Fenster öffnete und uns ins Haus ließ.
NICHTS war gemacht. Da standen zwar meine Bilder auf dem Boden, aber sonst?
Tina wusste es drastischer auszudrücken: „Ich hatte doch gefragt, ob man meine Hilfe braucht...“, und: „Das tut mir richtig leid, SCHADE um deine Bilder... Und die Löcher in den Wänden!“.
Noch besser: kein Hammer, kein Bleistift, keine Wasserwaage, keine Nägel!
Ich sollte mit Petra nach Hause fahren, doch das dauerte alles zu lange. Drum sprang ich selbst ins Auto und kam 2 Minuten vor 7 an.
Pinkelte mir vor der Haustür beim Aufsperren in die Hose, ließ den Karton mit dem armen, versehrten Vogel fallen und kippte dann noch meinen in Eile zubereiteten Kaffee auf Boden und die Bank.
Es klingelte, ich keuchte ins Headset: „Bitte warte einen Moment, ich hab grad ne Katastrophe veranstaltet!!!“.
Hetzte nach draußen, um ein Badetuch zum Aufwischen zu holen. Brachte notdürftig alles in „Ordnung“ und setzte mich erst dann nach Luft schnappend und ächzend: „WAS für ein CHAOS!!!“.
Wenn man nun bedenkt, dass ich eigentlich nur vorbeikommen sollte, um meinen „Senf“ abzugeben.
Ohne Tina wäre das NICHTS geworden. In der kurzen Zeit zuvor musste erst einmal ein Beamer, eine Projektionswand organisiert werden. Tina kümmerte sich in ihrem wieder halb kränklichen Zustand um die Reihenfolge der Bilder und das Abspielen ihres Filmes funktionierte dann natürlich nicht. Zum Glück hatten wir Sebastians Netbook für die Entstehungsvideos mit, dieses vermochte dann auch ihren Film abzuspielen.
Ich kam in der ganzen Sitzung nicht aus dem Stöhnen raus. Nicht wissend, was mir dann bei der Rückkehr in die Galerie blühen würde.
NICHTS war passiert. Timm und Sebastian hatten etwas aufgeräumt, Löcher verspachtelt. Aber WAS sollten sie auch großartig anstellen? OHNE Werkzeug? Es gab nun zwar eine Werkzeugkiste, diese aber MEHR als schlecht bestückt.
Ich brachte erst die notwendige Wasserwaage. Timm übernahm die Berechnungen der Abstände und mir murgsten da rum, STUNDENLANG. Ganz allein. Mit EINEM Bleistift. Im Traum heute Nacht fand ich in meiner Tasche einen Spitzer und dachte nur: „Hätte ich DAS vorher gewusst!“. Einen zweiten, stumpfen Bleistift konnte ich aus der Kiste noch ausbuddeln. Half aber nicht. Wir hatten nur EIN Maßband und eben EINE Wasserwaage. Ich hätte unser Werkzeug mitbringen solle.
Und ICH war mir erst nicht sicher, ob ich meine Mannen überhaupt mitnehmen soll, wollte sogar allein fahren! Aber der „Hans“, der all dies machen sollte, war nicht da.
Super.
Neugierige Nasen kamen vorbei und sahen sich um, im Gebäude nebenan ein Seminar, die Studenten waren in meiner Abwesenheit da und fragten nach, ob ich später auch kommen würde.

Es war eine EINZIGE ÜBERFORDERUNG! Die Laune im Keller! Ich nur froh, dass ich den Kaffee, bzw. dessen Hälfte getrunken hatte. Mit ollen Scherzen versuchten wir, gute Miene beizubehalten, um auf jeden Fall fertig zu werden.
Bekam leichte Beugepasmen. ZUM GLÜCK war ich nicht laufen!!!
Nach 23 Uhr schlossen wir mit „unserem“ Schlüssel ab und fuhren noch in eine Kneipe.
Kopfschmerzen, brennende Beine und Arme und dazu Halsschmerzen, mein Blutzucker kotzwürdig im untersten Untergeschoss. Nur noch nach Hause, etwas essen, hinlegen. Wieder in Klamotten eingepennt.

ÄCHZ!!!!
Also Verdaaung: OK!
Beschriftungen: geschrieben, nur noch ausdrucken.
Meine Männer zum Einkaufen, auf der Suche nach nem „würdigen, Outfit für Sebastian.
Dem Buchfinken geht es „gut“, doch sein Flügel scheint gebrochen.

Wer heute nicht alles kommen würde...
WER nicht alles großes Interesse an mir und meinen Bildern bekundet hätte...
Bin immer noch außer Atem.
Unorganisiert.
Timm sprach es als Erster aus, dann Tina, ich schwieg erst, mir nicht anmaßen könnend, mich zu beschweren.
Ein wenig noch zu Atem kommen...

27. Mai 2012, Sonntag 8:50, Danach...
Vermag heute eigentlich erst recht nicht zu denken. Ich fühle mich kaputt, das linke Bein schmerzt, als wäre ich gestürzt. Die Außenbänder. So wie die Venen in der Kniebeuge. Mit Stützstrumpf hier hocken.
Alte Frau...
Sollte ich nun endlich zum Arzt? Bluttest machen? Der Fleck am Bein verblasst. Was weiß ich? Oder werde einfach nur daran erinnert, warum ich das Laufen lieber sein lassen sollte?
Alles wie ein Traum... Obwohl der Eigentliche von Hexen handelte und einem seltsamen Fußballspiel auf dem Henndorfer Platz.
Habe kein Konzept, wie, wo und wann ich beginnen soll.
So oft wie ich gestern „Künstlerin“ genannt wurde... Hm...
Da war also Prominenz, die ich nicht kannte. Sebastian: „Man hat gemerkt, dass du nicht gleich einen Kniefall gemacht hast.“. Selbst als die große Rednerin, die Landesrätin der burgenländischen Landesregierung, vor mir stand und ich mich doch im Internet „informiert“ hatte, erkannte ich sie nicht. Genau so wenig wie die Grande Dame des Burgtheaters. Hatte doch extra Fotos gegoogelt. Und mir nicht gemerkt.
Ist mir auch gelinde gesagt „Latte“. Selbst HÄTTE ich SIE erkannt, selbst wenn der Präsident vor mir stünde... Pf! Ich bleib, wie ich bin.
Viele ehemalige Lehrer.
Selbst die GRÜNEN haben in den „Grünen Blättern“ Werbung für mich gemacht.

Die Ärmel sind kurz, die Schnitte lugen hervor. OB das gestern beim Kleid jemand gesehen hat? Die Ärmel doch SEHR „ausladend“. Ach, mir egal.
Dieser WUNDERVOLLE Abend! All der Honig, den ich ums Maul geschmiert bekommen hatte.
Und ICH???
Ich dachte anschließend nur daran, wie „gut“ ich mich nun verletzen könnte. Von meinen Bildern, dem Film über mich selbst, getriggert. Oder mich für die Aufmerksamkeit bestrafen, weil ich die doch nicht „verdient“ habe.
Wäre ich allein...
Ich im Mittelpunkt. Irgendwie schön und doch beängstigend.

Sätze aus diversen Mündern: „Das Größte, was dem Burgenland seit langem passieren konnte!“, „Sprachlos!“,...
Anrede der Landesrätin Verena Dunst. Eine ambivalente Mischung aus freier Rede, deren Inhalt ehrlich gemeint klang, und politischen Standardfloskeln. Und am Schluss ein Scheck über 700 Euro für den Verein UND eine Einladung in die „Frauenausstellung“ in Eisenstadt. Das war ALLES zu viel, ich konnte mir nichts merken. Ich konnte die Daten nicht verarbeiten. Petras Ansprache – hochgradig emotional. Meine Mutter nach der Eröffnungsrede, mit Pippi in den Augen, mich drückend: „JETZT hängst du auch noch in EISENSTADT!“.
Nachbarn, Bekannte, Arbeitskollegen. Emma, Sommernachbarn direkt unter uns aus Wien, hatte Tränen in den Augen.
Ich grinste immer wieder verlegen und machte das Angebot, Antidepressiva zu verteilen.
Jetzt muss ich erst einmal über diesen Satz nachdenken: „Das GRÖSSTE, was dem Burgenland passieren konnte!“.
HEILIGER KUHMIST!
Der Film... Nichts wollte funktionieren, der Sound kam nicht bei den Boxen an, dann wollte der Film nicht starten... Arme Tina, neben der ich Platz genommen hatte. Der Stadl voller Menschen, draußen vorm Tor standen wohl noch viele mehr. 150 oder mehr Gäste.
Großes Aufatmen, als es endlich losgehen konnte. Ich hörte MEINE Klangkulisse und fragte mich, ob mich das nun traurig stimmen sollte.
Der Film ist durchaus HART, wie die Bilder.“.
Alles blieb drinnen. Viele Szenen meiner Mutter im Jogginganzug und roten Socken. Ich, bzw. meine Aufmerksamkeit filterte primär nur DAS raus, wovon ich dachte, es könnte sie verletzen.
HA! Und dann mehr oder minder am Ende, als die Leute schon einzuschlafen „drohten“, ein Blick in meinen „Blutordner“ und dann auf die riesige Leinwand projiziert ein Foto meiner Hand, an der unzählige blutige Rinnsale auf der weißen Haut entlang liefen. Und es wurde LANGE gezeigt, gefühlt wurde es still und ich fragte mich nur: „WIE verdaut DAS meine Mutter?“. Vor allem als ich dann kurz darauf noch davon sprach, dass die Stimme in mir Gäste, meinen Vater UND meine Mutter verkörpern würde.
Die Landesrätin hat frühzeitig das Weite gesucht. 75 Minuten waren ihr wohl zu lang. Es wurde auch kalt, zum Glück keine Stechmücken. Als sich die Massen auflösten, viele Hände auf meiner Schulter im Vorbeigehen. „Mitleidsbekundungen“, „Ergriffenheit“, „Mitgefühl“...
Und wohl auch schockierte Gemüter. Dabei ist DAS, was ICH da mache, noch HARMLOS!
KINDERKACKE! Das MUSST DU DOCH BESSER HINBEKOMMEN!!!
Ein Angebot für eine gratis... Ich hab vergessen, was das war. „Holitische Medizin“... Ähm, ja. Grade ich.
Gratis“. Aus Gefälligkeit hinfahren, nicht in der Lage zu sagen: „Ich glaub da nicht dran.“. Wie mein Vater, den sie zuvor wohl angesprochen hatte.
Schlechter Mensch. Also ICH.
Die Leute gingen, der harte Kern blieb. Unterhielten uns prächtig, dann fuhren wir noch mit einem anderen Pärchen zu Tina, die nach Hause wollte, und Wein auftischte. Ich konnte nicht mehr und bekam das Angebot, mich hinzulegen. Dann schlief ich auch zügig. Sebastian weckte mich um 3, ich sollte nun fahren. Ähhh...
Ein Igel, ein Hase, eine Katze...
Zu Hause ins Bett gefallen und geschlafen und nun?
Alles vergessen...
Werde abends wieder daran erinnert. Noch einmal soll der Film gezeigt werden und auch alte Klassiker des Vereins. Mittags essen mit meinen Eltern.
Meine Mutter...NACH dem Film fragte ich diverse Leute, wie SIE auf diese wirken würde. Und nahm sie dann auch in den Arm und sprach es aus: „Ich habe mir die größten Sorgen darum gemacht, wie DU das verdaust. Geht es dir noch gut?“.
ANGEBLICH hätte sie keine Probleme damit, sie würde mich ja schon „kennen“.

Ich sehe mich um. Es ist immer noch leer.
Weder an Laufen NOCH an Malen ist zu denken. Vielleicht male ich jetzt gar nicht mehr. Laufe nicht mehr. Ziehe um aufs Sofa und sehe mir beim langsamen Sterben zu...

28. Mai 2012, Pfingstmontag 9:15, Abrechnung...
Standardbeginn: hmm...
Viel passiert.
Mit den Nebensächlichkeiten beginnen? Die so nebenher „passieren“ oder besser: über mich kommen?
Mir ist schlecht.
Mein kleinstes Problem.

Der gestrige Tag kam zäh und schwer in die Gänge.
Als ich mich dann umzog fürs Essen und mit meinen kalten Händen den Oberkörper berührte: „Oh, oh...“.
Die eiskalte Hand BRANNTE auf der Haut. Ab linker Achsel abwärts. Brennen und taub.
Auch heute Morgen, als ich barfuß die Terrasse betrat, war mein linker Fuß der Meinung, die Klinker seien heiß. Der Rechte widersprach.
Aber NEIN! DAS war erst die Showeröffnung!
Wir fuhren nun nach Jennersdorf. Meine Eltern brauchten noch etwas Zeit. Nahmen Platz, bestellten, ich beschäftigte Lisa, die wie -man muss fast sagen „gewohnt“- neben mir klebte. Für den Geschmack meiner Mutter saß ich ZU weit weg, drum setzte sie sich nach dem Essen zu mir. Und berührte mich ständig. Die Nähe und die Brücke, die ich gestern gemeint hatte zu spüren, wieder weg. Die Berührungen „schmerzten“.
Wir wechselten auf die andre Straßenseite, in das Café und aßen noch Eis. Meine Mutter ging rein, um zu zahlen. Auf der andren Straßenseite vor dem Gasthof eine alte Dame mit Rad. Aus dem Augenwinkel sah ich sie stürzen. Und dieses GERÄUSCH!!! Krach und dann Bumm!
Zuckte zusammen. Mein Bruder, nicht „unbedingt“ von der athletischen Sorte, rannte los, erst zu ihr, dann zum Wagen und holte sein Sanitäterequipment. Mein Bruder läuft. DAS hat was. Die Frau lag auf der Straße, auf dem Rücken, war mit dem Schädel aufgeschlagen. Meine Schwägerin daneben, ich „flitzte“ auch los und setzte mich auf die andere Seite. Sebastian sollte die Rettung rufen und war im ersten Moment völlig gelähmt und hilflos. Die Kleinen mussten ihm die Nummer sagen und dann schulmeisternd: „Das HAT man zu WISSEN!“.
Die arme Frau. Verwirrt. Wusste nicht mal, dass sie mit dem Rad da war, vom Sturz erst recht nichts. Mein Bruder, wie ein „Held“, mit so viel Liebe und Engagement, beruhigend auf sie einredend. Michi hielt ihre Hand, ich versuchte Mario zu helfen.
Meine Mutter kam aus dem Laden und noch gar nicht wissend, was passiert ist: „Ist die Bianca gestürzt?“.
Schon die Rettung da. Schon die Ärztin da. Der Rettungshubschrauber wurde angefordert.
Lisa später zu mir: „Die Oma hat gesagt, sie hätte gedacht, du wärst überfahren worden.“.
Der Hubschrauber kam, das dauerte alles sehr lange. Die Leute sammelten sich, um zu gaffen. Ich kam mir wie eine von ihnen vor, es war mir unangenehm, obwohl ich viel lieber aktiv gewesen wäre, als da zu sitzen und entsetzt zusehen zu müssen. Tatenlos.
Und dann daran denken müssen, dass mir niemand hilft. Und dieses Fallgeräusch...

Ich wollte heute laufen, aber ich werde es nicht tun.

Saß da, in der Sonne, Lisa quasselte, ich hörte nichts mehr, an die Ausstellung denkend, an den Film, wie deprimiert ich mich selbst hatte und Tränen stiegen in die Augen.
Nach Hause, aufschlitzen...
Aber nein.
Die Polizei sperrte die Straße ab, nachdem zuvor Timm und meine Mutter dafür gesorgt hatten, dass die Autos abbogen. Der Hubschrauber landete zwischen den Häusern auf der engen Dorfstraße.
Als sich alles auflöste, fuhren wir. Es ging mir schlecht. Die arme Frau... Und irgendwie: die arme Bianca... DER hilft KEINER...
Sie ist es nicht wert! Sie hat es nicht anders verdient!!!
Es folgten mehrere Grundsatzdebatten, mit Markus, mit Margit, unsrer Nachbarin.
Warum? Weil ich jung bin? Ein „Sportler“, der sich selbst helfen kann? Vital und nicht gebrechlich?
Wie kann man denn davon ausgehen, ich sei nicht gebrechlich, wenn ich nach Stürzen nicht aufstehen kann, und hab ichs dann geschafft, wirke ich MEHR als klapprig.
Aber, es SOLL eben NICHT sein!
Wieder auf dem Sofa, die linke Körperhälfte immer noch am „Werken“, wurde nun auch noch das linke Ohr taub und tauber.
Tina rief an und fragte, wie meine Mutter den Film verdaut hätte. „Sie meinte, gut.“.
Sebastian von hinten: „Na, zum Kellner hat sie gesagt, sie hätte es kaum ertragen.“.
Nun gut...
Apropos Blase: Bei der Ausstellung, nach dem Film, vorm Klo angepinkelt. Aber ich hatte vorgesorgt und eine dicke Binde in der Hose.
Doch gestern nach dem Film, schaffte ich es eben nicht mehr und pinkelte mir komplett in die Hose. Es war Dunkel, das Kleidchen hing weit genug über die Hose. Dennoch, wie frustrierend.
Der Film beim zweiten Mal... Eine noch stärkere Wirkung.
Glücklich war ich nicht. Versuchte mich aber abzulenken.

Und heute? Heute ist alles beim gestrigen alten Zustand.
Zudem... Die rechte Hand... Parese?
Die Gedanken fangen an zu rasen. Und wenn ich nicht mehr malen kann? Nicht mehr Auto fahren?
NICHTS mehr?

Angst.
Und unfähig, mich in irgendeine Richtung zu bewegen, zu agieren, aktiv zu werden.

29. Mai 2012, Dienstag 5:33, Auf zu neuen Ufern..
Was NEUES ausprobieren. Es verging nun kein Tag, an dem ich mir nicht in die Hose gemacht hätte.
WORTwörtlich. Gestern das Highlight. Bekam den Hosenknopf nicht auf, rannte im Bad im Kreis, versuchte es verzweifelt, doch weder linke NOCH rechte Hand fühlten sich bemüßigt, mir in irgendeiner Form zu helfen. Dann musste ich mich MIT der Hose aufs Klo setzen und pinkeln...
Seufz.
Schreiben? Grausig.
Zeichnen? Unmöglich.
Scherzte: „Hab zu viele Autogramme signiert!“.
Seufz.
Müde, flau im Magen und eben alles andere. Zur gefühlten Parese in der rechten Hand nun auch noch Schmerzen, Brennen.
Abwägen: Psyche oder Schub?
Verzweifeln und die Beantwortung dieser schwerwiegenden Frage abgeben wollen. Die Gefahr, DASS es ein Schub IST und unbehandelt bleibt und ich die Symptome verschleppe...
Die rechte Hand... Das SCHREIT regelrecht nach Konversionsstörung.
Aber... Was wenn eben NICHT?????
Wie IMMER dieselben zermürbenden Fragen.
Die Beine werden zudem immer steifer, mehr Torkeln und Wanken und Umkippen. Die Parästhesie links geht in einen penetrant schmerzenden Zustand über. Und kriecht nun hoch bis ins Gesicht.
Die Timm'schen Endlosdiskussionen überforderten mich gestern immer mehr, ich zog mich zurück. Bzw. nach draußen, auf die Treppe.
Den Fehler gemacht, meiner Mutter das mit dem Schub zu erzählen. Kaum waren sie mit Tina weg, klingelte das Telefon: „Hast du schon angerufen?“.
Ich: „Hä? HEUTE doch nicht! Morgen!“. Heißt das, dass sie heute wieder anklingeln lässt und ich will -ganz egozentrisch- nur in Ruhe gelassen werden?
Sie hatte zuvor noch einmal ihre Sicht der Geschehnisse vom Vorfall beim Essen geschildert: „Ich komme da raus, sehe nur Michi und Mario auf der Straße hocken, dich nicht...“, nahm die Brille ab, Tränen in den Augen.
Ich: „Ich würde sagen, wir haben BEIDE eine ganz schön kranke Paranoia!“. Aber nicht das Bedürfnis, sie zu trösten. Ich KANN ihr dabei nicht helfen!

Ich hab mich also angepinkelt. Hab Sachen verschüttet, fallen lassen. Konnte mir kaum noch die Haare machen, weil die Rechte nun eben der Meinung war, dasselbe Theater abziehen zu müssen, wie die Linke. Keine Kraft, Arm lässt sich nicht oben halten und das Tippen fällt rechts gerade schwerer als links.
Hatte versucht, eine Skizze zu machen...
Grausig.
Apropos: Mir GRAUT vor der Standarduntersuchung, die letztlich NICHTS über die Probleme im Alltag aussagt.
Ächz!!!
Anrufen? Warteschleife?
Es wäre der beste Moment, um ein MRT zu machen. Aber das wird wohl nicht möglich sein. Was, wenn dieses keine Ergebnisse bringen würde... Wäre dann alles „gut“, ich könnte mich entspannt zurück lehnen? Oder erst recht panisch darüber nachdenken, dass es vielleicht einfach nur nicht zu sehen war?

Erst 6:15 Uhr.
Angst. Aber auch Gleichgültigkeit. Abends darüber diskutiert und abschließend: „Hm, für eine Bewegungshysterie bist du aber schon fast ZU ruhig...“. Ich solle auf ein MRT bestehen, notfalls würde er mir was schreiben und ins Krankenhaus schicken.
Seufz.
Den Spatzen beim Frühstücken zusehen.
Warten.

6:50
Fine schleppt den nächsten Grünfink an, tot, beim Trinken am Badewannenteich dahin gerafft.
Arg...
Und immer noch warten.

7:47
Im Büro Bescheid geben.

8:05
In der Neuro anrufen und um 11:30 einen Termin bekommen.

30. Mai 2012, Mittwoch nach 9, Konversion oder Schub?
Ich muss mich heute zwangsläufig kurz halten.
Mein Tag erscheint wertlos.
Mein Leben um so mehr.
Ich konnte mir die Haare nicht machen.
Ich konnte nicht für Ordnung sorgen.
Erst hab ich die Milch verschüttet.
Dann den Kaffee.
Die Haare fettig, in Strähnen, hängen in den Nacken, ich schwitze darunter.
Das SCHLIMMSTE an all dem ist, dass ich das Gefühl habe, nicht ernst genommen zu werden.
Dejavue, wie?
Es ging mir schon häufig nicht so gut.
Heute lehne ich mich mal aus dem Fenster und behaupte, dass es mir schlecht geht.
Eigentlich, der Authentizität zu Liebe, müsste ich alle Fehler im Text lassen.
Jetzt ist es tatsächlich die linke Hand, die sich um die rechte kümmern muss. Ein Krüppel schiebt den anderen.
Meine Ärztin... Umgibt eine Aura, wie bei einem neuen Lehrer, den man noch nicht kennt, von dem man aber gehört hat, er sei gnadenlos. Darf ich überhaupt ATMEN?
Jedes Wort, das ich benutzte, war scheinbar „falsch“! Kam mir vor wie bei einer mündlichen Prüfung!
Die Floskeln am Rande zur Ausstellung hätte sie sich SPAREN können!
Die „Standardtests“: „Glühbirne reindrehen“ und „Klavierspielen“.
Ich sah hin. ICH konnte SEHEN und FÜHLEN ohnehin, wie die rechte Hand versagte. Und sie sagte prompt, beinah streng, als hätte sie mich beim Lügen ertappt: „Also ich kann da in der Rechten NICHTS feststellen!“.
Alles, woran ich denken konnte, war: ICH WILL WIEDER NACH HAUSE NACH OBERWART!!!!!
Ich hatte einen entscheidenden Fehler begangen. Ihr den Befund von Markus ausgedruckt und unter die Nase gelegt, weil sie ihn sicher noch nicht angesehen hatte, auf der CD, die sie von mir bekommen hatte.
Markus lachte, als ich ihm dann IHRE Befundung vorlas.
Ja, ein Schuss in den Ofen!
Was hab ich mir erwartet?
Als ich es wagte zu äußern: „Ihre Standardtests in allen Ehren, aber mit meinem ALLTAG haben die NICHTS zu tun!“.
Sie, wie immer distanziert und gefühlt von oben herab: „Ich glaube Ihnen EH, dass Sie Probleme haben.“.
Damit der DUMME Patient Ruhe gibt!!!
Abwarten.
Mich freitags oder montags melden.
Dann weiter sehen.
Markus schon in den Startlöchern: „Soll ich denen was FAXEN??!!“.
Die Umwelt, das Benzin, die Zeit... Aber Oberwart war „schöner“.
Sebastian später auch: „Dann wechsle doch wieder! Das MUSST du dir ja nicht antun!“.
Ich wollte nicht, dass sie mir sofort Kortison verschreibt. Ich wollte nur ein wenig Menschlichkeit. Und mir zu sagen, das alles könne auch auf die Belastung zurück gehen... DAS hätte man auch durchaus ein wenig „freundlicher“ formulieren können.
Dass ich OHNE Frostbeulen das Krankenhaus verließ... HA!!! Ein Wunder!!!
Das war doch nicht meine erste Ausstellung! Das war auch nicht die erste Überforderung!
Im Befund: „KEINE motorischen Störungen“, oder so ähnlich.
HÄ????
Ich wäre gerne sauer, aber ich „darf“ nicht.
Nun gut. Um mich rum das ABSOLUTE Chaos!!!
In meinem Traum lag meine Mutter sogar am Boden und ich trat auf sie ein. Sinnlos. Sie verfolgte mich. Sie erpresste mich, mit Sätzen wie: „Dann bist DU schuld dran, wenn es mir schlecht geht!“. Entkam ihr nicht.
Ich schlief nachmittags, sie kam an diesem Tag ein zweites Mal vorbei. Ich wollte mich nicht unterhalten. Aber das kam nicht so recht an.
Um einen guten Einstand zu haben, zuerst: „Ich hab SO VIEL positive Resonanz wegen der Ausstellung erhalten. Hab ich eigentlich einen Hausschlüssel von euch?“.
Ne.“
Aber draußen ist noch einer versteckt...?“.
Ja, ne, keine Ahnung, wo der ist.“´.
SO WEIT KOMMT ES NOCH!!! Sie mit Schlüssel, um anfangs den Schlüssel für die Galerie zu holen. Und DANN? Was kommt DANN?????
Und als sie mich dann noch berührte, am rechten Knie, zuckte ich zurück: „Bitte NICHT anfassen!“.
Sie: „Bin ja ganz vorsichtig!“, und: „Nur ein BISSCHEN!“.
Ich WOLLTE das aber NICHT!! Gefühlt eine riesige Kluft zwischen uns.
Dass es mir nicht so prickelnd ging, war auch ohne große Worte klar. Darum musste sie nun auch noch ihr „Leiden“ schildern und dann, als krönender Abschluss: „Morgen ist der 30., du weißt schon, was da ist? Sterbetag der Oma!“. Eigentlich die Beerdigung. Es war IHRE Mutter. Doch wie ich es erwartet hatte war dieses Ereignis vor, während und NACH der Vernissage Thema.
Was bist du nur für ein schlechtes KIND!!!
Sie weg, lange schweigen, dann das mit dem Schlüssel ansprechen. Und während ich gefühlt am „Lästern“ war, hörte ich draußen eine Autotür. Ich traute ihr zu, dass sie vorm offenen Fenster lauerte und lauschte. Und fühlte mich nun erst RECHT SCHLECHT!!!
Sebastian nötigen, nachsehen zu gehen, ob sie noch da war.
Nein.
Änderte nichts an meiner Schlechtigkeit.
Neue Klinge, kleine „Party“.
Jetzt wäre die linke Hand mehr in der Lage, diese Aufgabe zu erfüllen, als die rechte. Aber die Klinge eben noch scharf.

Abends vermochte ich kaum zu essen.
Und heute beinah das heiße Wasser aus dem Kocher auf mich drauf gekippt.
Defizite in allen Ehren. Mein Hauptproblem IST und BLEIBT die Vorstellung, in die „Pflege“ meiner Mutter „überzugehen“.
Und ich wünschte mir einen Bahnübergang vorm Haus.
Autofahren fürs Erste gestrichen.
VIELE Bilder in mir, wollen raus, schreien.
Dürfen aber nicht“...

JETZT ist die Hand komplett im Arsch!
Und ich fange an über das Angebot einer Bekannten nachzudenken, hier zu putzen. Wozu hab ich das Pflegegeld auch...

31. Mai 2012, Donnerstag 8:16, Gelähmt...
Traue ich mich? Oder nicht?
Charlotte, das Buchfinkenmädchen, flattert und hüpft im Käfig hin und her.
Das Telefon neben mir.
Los, mach!!!
Du HAST Ärzten gegenüber nicht loyal zu sein!!!
Meine alte Ärztin nícht da, nicht aufzutreiben.
Noch zu ruhig und dabei unterschwellig am Verzweifeln!
Noch schlechter als gestern.
Ich hätte gerne Angst, aber der Gedanke, mich umzubringen, erscheint erlösender, als zum Pflegefall zu werden.
Mein Haus, das „Puppenhaus“, kommt erst JETZT richtig zur Geltung. Unfähig, kann NICHTS tun!!!

Mich durch die Gegend telefonieren, letztendlich meine Ärztin am Telefon:
"Bei einem Wechsel, die Daten durch ein österreichweites Netz zu transferieren, ist sehr aufwendig!"
"MRT würde ohnehin erst in einem Monat möglich sein."
"Und Sie wissen ja, dass das nichts über einen Schub aussagt." - Ich: „ICH weiß gar nichts!“
"Wenn der Psychoanalytiker MIR was vorschreiben würde, würde ich mich auch auf den Schlips getreten fühlen."
"Konversion oder nicht, das kauen wir nun schon seit 15 Jahren durch"

Ja, ich bin am Heulen.
Wie ein kleines Kind, das seine Schokolade nicht bekommen hat, wie?? Du WIDERST mich an!!!
Der abends eingesammelte, junge Grünfink: tot.
Charlotte wieder allein.
Um mich herum immer noch Chaos.
Mal sehen, ob ich die Klinge noch festhalten kann...
Hier sitzen und zusehen, wie der Körper weiter und weiter abbaut. Es ist doch mein Recht, dass die Psyche die Talfahrt mitmacht. Oder etwa nicht?

Jetzt ist es mir peinlich, dass ich angerufen habe.
Habe Angst, die beiden könnten sich austauschen und mein Stand würde noch schlechter werden.
Schlecht, schlecht, schlecht!!! Das Bild der Konversionsstörung kann man durchaus noch „rot unterstreichen“, auf meine Art und Weise.
Wertlos.
Ich fühle nichts mehr.
Noch ein wenig Wasser trinken und dann mir selbst helfen, wieder etwas zu spüren.

Weiter darüber Nachdenken. Ich hab also versucht, für mich selbst zu kämpfen, einzutreten.
Wie gewohnt die klassische Reaktion geerntet.
Kann man noch mehr NICHTS sein, als man ohnehin schon ist???
Mir ist schlecht. Möchte mich übergeben, wie gestern nach der kleinen Fressattacke.
Mich selbst hochwürgen, ausspucken.
Noch mehr Bilder im Kopf, die Seele erzeugt einen Stau.
Was erwartet man von mir? Dass ich mit einem Schub GUT GELAUNT ankomme? Triumphal einen weiteren Strich auf der unendlichen Liste mache? Ganz sportlich betrachtet?
Mein Kalender bleibt leer, keine Eintragungen mehr. Das zu notierende Symptom verhindert, dass man es notiert. Bleibt lieber INKOGNITO. Wenn es doch ohnehin NUR die Psyche ist...
Neurotisches Zucken der Oberlippe.
Beim Telefonat Verlegenheitswitze gemacht. Und dabei Tränen in den Augen.
Wertlos.
Stempel auf der Stirn, abgefertigt!
Hier hocken. Nichts.
Den BH nicht anlegen können, die Haare zerzaust. Die Zähne werde ich nicht putzen können.
Sommerlethargie“.
Auf den Grund des Wasserkruges starren: Kalk.
Drei schmutzige Verbandstrümpfe neben mir auf dem Tisch, warten auf ihren Einsatz.
Um mir dann wieder anhören zu dürfen: „Ihr Zustand KANN sich ja auch nicht verbessern, wenn Sie das hier machen!“.
BLA, BLA, BLA... Ihr habt doch KEINE Ahnung!!! Die fadenscheinigen Erklärungen gehen euch NIE aus!!

Etwa 16 Schnitte am rechten Arm.
Klo.
Zähne putzen. Mit beiden Händen die Zahnbürste festhalten.
Danach geht nicht mehr viel. Mehrmals umkippen.

1. Juni 2012, Freitag 8:08, In 6 Tagen zum „Traumkrüppel“...
...klingt wie das billige Titelblatt einer Frauenzeitschrift, das zum Kauf animieren soll.
Im Stich gelassen.
Komplett.
Allein.
Bis auf Sebastian, der mir hilft und meiner Mutter, die ich nicht helfen lasse.
Rief gestern an. Wollte Details wissen, ich aber nicht darüber sprechen, noch bedient von der Abfuhr zuvor. Dann kam sie wieder mit „Fragen“ an, die letzte: „Du hast gesagt, du hast eine Liste mit Fragen für mich?“. Aus der Analyse.
Nein, noch nicht und ich kann gerade nicht drüber nachdenken.“.
Als sie dann auflegte, fing sie wohl an zu weinen.
BÖSES MÄDCHEN!!!
Hatte zuvor mit dem praktischen Teil im Buch „Emotionale Erpressung“ begonnen, die Affirmation „Ich kann das aushalten!“ die Grundsäule. Also wiederholte ich diesen Satz nun. Aufgeschlitzt hatte ich mich ohnehin schon.

Die linke Hand tippt mehr oder minder allein, die rechte macht so gut wie gar nichts mehr. Hemiparese nun auch rechts, kann das Bein nicht mehr heben. Also eine Tetraparese?
Ich bin so ruhig, ich kann nicht reagieren.
Vom Läufer zum Pflegefall in zwei Wochen!“. Nächstes Titelblatt!
Der Kopf leer. Außer die Gedanken daran, wie ich mich noch umbringen könnte. Messer in den Bauch?
Sebastian musste mir die Butter aufs Brötchen schmieren, musste mir die Haare machen...
Markus ebenfalls entsetzt: „Die machen es sich aber sehr einfach!“.
Heute anrufen. Irgendwie bin ich wütend, weil ich es verantwortungslos, FAHRLÄSSIG finde, einfach von Konversion auszugehen, obwohl die Symptome untypisch sind, sich stets verschlechtern, anstatt auf Nummer Sicher zu gehen und es mit Kortison zu versuchen.
DANKE!!!
Markus, hatte einen AHA- Effekt: „Vielleicht gehen sie auch noch von einem Münchhausen Syndrom, einer artifiziellen Störung aus. Was aber sicher NICHT auf dich zutrifft!“.
Seine Telefonnummer wie eine Waffe im Anschlag, werde ich zu Mittag noch einmal in Feldbach anrufen.
Muss ich betteln? Oder mich in ein paar Monaten mit einem Geschenkkorb bedanken kommen, für diese unterlassene Hilfeleistung???
Ich hatte noch so manch derbes Wort auf Lager, der Mund funktioniert ja noch. Das spare ich mir hier.
Und weiß: Kaum höre ich ihre distanzierte, arrogant wirkende Stimme, werde ich einbrechen und zum devoten Füßeküsser!
Hasse mich!!!
Und denke nur: BITTE HELFT MIR!!!

Aufrechtes Sitzen fällt schwer, liege ich, vermag ich mich nicht mehr aufzurichten, stehe oder gehe ich, falle ich einfach um und lieg ich erst auf dem Boden, werden die Beine spastisch und ich darf dort liegen bleiben.

Der rechte Zeigefinger kämpft sich tapfer über die Tastatur. Schwächeschmerz und Pause...

Letzter Versuch. Sinnlos.

Ein paar nette Aufnahmen machen. Letztes Ausdrucksmittel: Video?



http://youtu.be/wmGEN9WvreY

2. Juni 2012, Samstag 5:21, Krankenhaus...
Gestern:
Verzweifeln, als ich wie geheißen zwischen 12 und 13 Uhr anrufe, und mir mitgeteilt wird, sie sei seit 11 nicht mehr im Haus, erst wieder montags.
Das Wochenende weiter „quälen“?
Oberwart, Hedi: „Was machen wir denn? Ich leg auf jeden Fall deinen Akt raus, wenn du bis zwei da bist, sind wir noch in der Ambulanz, sonst musst du unten über die Notaufnahme.“
Nochmals Feldbach, wurde mit einem andren Neurologen verbunden. Netter Mensch.
Bei den Tests nun komplett versagen, die Sensibilitätsprüfungen hochgradig schmerzhaft, erhöhter Babinskireflex in beiden Fußsohlen, beim Finger–Nase-Versuch landen beide Zeigefinger im Mund, beide Beine lassen sich nicht anheben.
Natürlich: Im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen wieder einmal die zerschnittenen Arme.
Ich bin aber kein Borderliner!“.
Er lacht und zeigt sarkastisch anmerkend: „NEIN! Sie sind KEIN Borderliner.“.
Ich nun schulmeisternd: „Glauben Sie etwa NUR Borderliner machen DAS?“, und ratschte meine neue Diagnose runter.
Und nun?
Keine Tetraparese, aber Schwäche in allen vier Gliedmaßen und der Tonus rechts um einiges stärker erhöht als er es links schon ohnehin ist.
Geil.
Er versucht mit 4 Anläufen einen venösen Zugang zu legen, auf Ports ist man hier nicht unbedingt vorbereitet. Der Letzte klappt.
Eine Ewigkeit im Aufnahmezimmer der Station im 2. Stock auf mein Bett warten, zwischendurch Fragen beantworten, brauche Hilfe beim Waschen, Rollstuhl, ebenso beim Essen. Und, und, und...
Arg.
Im Zimmer mit zwei älteren Damen, beide irgendwie verwirrt, die eine sogar mit Demenz. Diese fiebert auch noch und randaliert die ganze Nacht, die andere schnarcht ohrenbetäubend. Der letzte Gang aufs Klo endet für mich angepinkelt vor der Kloschüssel und hab NIX gespürt.
Auf der Suche nach einer neuen Unterhose kipp ich wieder um und sitze LANGE auf dem Boden, jeglicher Aufstehversuch scheitert. Und wenn ich im Bett liege, vermag ich mich nicht mal mehr umzudrehen.
Cool...

Und heute?
Fette Kopfschmerzen.

Eine Liste schreiben, was ich noch brauche.
Bad:
3 Tücher
Haarbürste
Zahnpasta
Haarspange
Packung Binden
Unterhosen u. Socken
Biomaris
Duschgel

Flur:
Unterhosen
Pants

Treppe:
Laufhosen?

Wohnzimmer:
Brillenputztuch
Salbe
Kl. Kissen
Telefonkabel
Akku
Headset
Maussensor

5:59 Uhr
Wieder hinlegen...

Bei jeder Bewegung quietscht das Bett der Dame rechts in der Ecke. Kopfschmerzen werden immer „angenehmer“.

7:30
Der Waschtrupp fertig, es kostete mich sehr viel zu fragen, ob mir jemand die Haare machen könnte/würde. Der mickrigen Freiheit und Unabhängigkeit, die ich mir so mühevoll und jahrelang erkämpft hatte, komplett beraubt. In wenigen Tagen von 31 runter auf drei Jahre...
Sie rückte mit Kamm und Handschuhen an. Und dachte nur: „DIE Haare soll die Arme anfassen?“.
Fragte nach Shampoo und Handtuch. Wie peinlich, sie musste nochmals rennen. Ich dachte, sie hätte das auf ihrem Wagen...
Nun auch noch Kortison...
Den linken Arm muss ich ausgestreckt halten, vollkommen lahmgelegt.
Und dieses Ärmel hochschieben und Arm so liegen lassen?

10:09
Alles fertig: Frühstück, Cortison, mit den Zimmergenossinnen sprechen, die heute sehr gesprächig waren, Zähneputzen, Anrufe.
Achja, Visite. Das am Vortag angesprochene Thema Borreliose erneut auf die Bettkante bringen und nun das Foto vom Fleck am Computer zeigen.
Super (mein neues Lieblingswort)! Nachher gibt’s noch Antibiotika und das für 3 Wochen, in denen ich die Sonne meiden soll.
TOLL! WIE meine Mutter! Weil wir ja IMMER dasselbe haben müssen...

Sebastian erzählte, die Wiese sei voll mit toten Grünfinken. DIESE KATZEN!!

Oder eine Epidemie??


10:45
Endlich die Haare gemacht.
Peinlich.
Und noch an gestern denken müssen, all das Entsetzen meine Arme betreffend. Noch mehr Entsetzen, als ich das Wort „Kinderkacke“ in den Mund nehme. Die Pflegerin heute Morgen beim Blutdruckmessen: „Was haben SIE denn da gemacht?“.
Mich unendlich „lieb“ gehabt.“. Wenn der rechte Arm schon derartig heftige Reaktionen auslöst... dieser elende Kinderkram!!

18:38
Viel passiert, kann es aber nicht niederschreiben.
Zweimal umgekippt, das zweite Mal allein im Klo und mit dem Gesicht, bzw. dem Mund auf die Klobrille geknallt.
Wäre ich allein, würde ich ein Video machen. Die Damen würden ohnehin glauben, ich telefoniere.
Seb um 1 da, mit rollstuhl ins kafe
Meine Eltern kommen, nicht so schlimm, neutraler raum
mutter will morgen wieder – auch nicht schlimm
frage:krieg ich wirklich korti – geschmack gleichbleibend
dann gespräch
danach mit mölli, wieder vom bett fallen und nicht aufstehen
Beim abendessen arzt gefragt: mich geirrt, seit 2 oder drei wochen fleck -würde für neuroboreliose reichen
montag lumbal, soll sagen, brauch ich nicht, antibiothka müssten wirken.
Periode – jetzt ich und tampon!
Abendwäsche
spiegel: kein puppengesicht, keine steroidakne

nach 23
markus film über junkie gesehen, den ersten über todkranke junge frau nicht erttragen

Montag wegen augenarzt fragen!!!
draußen singt amsel´, absurd
nicht müde, klo, hardcorebinde aus Reagal filzen, in spiegel starren, immer noch nicht denken können
doch irgendwie traurig
doch korti?

3. mai
depri, trauern

4. juni
zimmer voll
morgen nach Hause, nicht besser -seit gestern abend rechter fuß verkrampft beim gehen


Bild: schwarz? maden, schmeißfliegen, knochen?
Torso, mund zugenäht, kruzifix, arme und beine abgerissen, unterleib auch weg, nackt
Stempel auf stirn „Stempel“
Titel: abgestempelt?

5. Juni
gewaschen, umgezogen, wieder stinken


6. Juni 2012, Mittwoch 8:00, Zu Hause und doch im Nichts...
In vielen einzelnen Bechern meinen Kaffee zubereiten. Eine Tablette intus, es folgen noch 7 Stück.
Mich bemühen, mit beiden Händen „vollwertig“ zu tippen. Der rechte Arm schlottert. Das Vibrieren geht über in den gesamten Körper. Kortison Ahoi!
Der Befund... In meiner „Kortisonlaune“ falsch interpretiert? Wiederfinden konnte ich mich mit meinen Problemen in der rechten Körperhälfte nicht. Was ist mit der Aufnahmeuntersuchung? Mit der starken Spastik in den rechten Gliedmaßen? Dem übersteigerten Babinskireflex? HA? Na?? WAS???
Oder einfach den Befund vom Dienstag „kopiert“? Über all dem schwebend das böse Wort „Konversion“??? DAS wäre doch auch ein Titel für das Bild! Wenn ich wieder malen kann... Irgendwann... Hoffe ich.

Neuroborreliose: Wäre dies sogar ein kleineres Übel? Informationen gleich Null, Herrn Google fragen...
Hm, Mister Wikipedia äußert sich auch nicht zu den Aussichten. „Sollte unter dem Doxycylin besser werden.“, Aussage des Arztes.
Erste Übung morgens im Bett: den Daumen ausstrecken.
Nicht mehr so „bettlägrig“, kann mich selbst wieder besser umdrehen und aufrichten.
Abends dennoch vorm Klo fast umgekippt und mich angepinkelt.
Umsehen.
Die Wände wieder weiß.
Für meine Begriffe: Unordnung.
Für Sebastian geordnetes Chaos.

Oh, ich hab die Blumen meiner Mutter stehen gelassen...
Aber die ellenlangen Strohhalme für die Wasserflaschen mitgenommen. Ich denke eben praktisch. Nicht so „schöngeistig“.
Überfordert von all den „Wunderheilerangeboten“, derer ich mich nun nach der Vernissage kaum erwehren kann, und eigentlich WILL ich NICHT!!!
LASST MICH IN RUHE!!! Nicht WIEDER und WIEDER nachhaken, so renitent sein, ich hab keine Kraft mehr!
Über 40 Nachrichten auf Facebook. „Hätte man das nicht abstellen können, während ich weg war?“.
So vieles nervt.
Vor allem als meine Mutter abends noch vorbei kam und meine Körpersprache nicht ausreichte, um klar zu machen, dass ich meine Ruhe will. BRAUCHE... Nicht reden, nicht zuhören; Friede und Freude und Eierkuchen in von Vogelgesang geschwängerter Stille. MEHR NICHT!!!
WAS beschwer' ich mich eigentlich? So „musste“ ich mich wenigstens nicht telefonisch „zurückmelden“.
Back to the roots:
Die Puppe kommt vom Puppendoktor und sitzt nun wieder „wehrlos“ und regungslos in dem Puppenhäuschen, das nicht IHRES ist. Nur „Statist“, Gegenstand, „Gebrauchsgegenstand“...
Hel kommt.
Im Traum so viele tote, sterbende, versehrte Tiere. Unheimlich. Und der Vorwurf meiner Mutter, dass ich ihr abends nicht in ihren „Sorgen“ adäquat beigestanden war. Kein Mitleid, kein Mitgefühl, tot... Doch das schlechte Gewissen im Traum kam „gut an“. Ich möchte fast sagen: „Intensiv!“.
Mhhh... SCHÖÖNNN...
Mich ohnehin schlecht fühlen, schon während sie noch da saß und ich sie „ignorierte“. Und als sie ging, der Wunsch nach meinen Klingen. Mit welcher Hand, welche Körperpartie auch immer!!!
Immer noch schlottern. Die Finger rechts flinker, aber werden spastisch beim Tippen und schmerzen etwas, je mehr sie sich zusammenziehen.
Abwarten.
Nicht denken können.
Der Himmel grau. Etwas Wind. Der Holler blüht. Wie der Wiesensalbei. Sommerliche Süßgräser recken ihre Ähren aus dem verworrenen Grün.
Der Rücken verspannt. Die Grillen HOCHschwanger. „Tschriep tschriep...“.
Sebastian wird immer besser beim Haare Machen. Der Oberlehrerinnen-Haarknoten sitzt bombenfest.
Wie soll mein Tag aussehen?
Sofa?
Liegen?
NICHTS?
Oder einfach diese Stille, die WORTLOSIGKEIT in mich aufsaugen, kein Schnarchen, kein nächtliches Gestammel, kein Anbrüllen von einer schwerhörigen Demenzkranken, die gefühlt komplett in unsre Obhut überging und wieder und wieder dieselben Geschichten zu hören...
Die Verabschiedung, die Guten Wünsche... das war ALLES EHRLICH gemeint, auch die leichte Wehmut beim Abschied. Aber...
Martha wieder vor der Tür. Hab mir vorgenommen, dieses Spielchen heute nicht mitzuspielen!
Sorry Katze!

Kurz vor 9.
Ich stinke.
Im letzten Traum im Krankenhaus quälte ich mich durch diverse Supermärkte, amerikanischer Standard, überdimensional, Baumarktflair, auf der Suche nach einem Duschgel, das stark genug riechen würde, um diesen Kortisonmief abzuwaschen. Kaum ein Regal angesteuert, wurde ich weg delegiert und das Gehen wurde doch immer schwerfälliger.
Oben ist die Tür auf und knallt immer wieder gegen den Türstock, ohne irgendwann ins Schloss zu fallen, weil sie vom Aufbleiben dermaßen verzogen ist. Vollholz eben. Nervt.
ALLES nervt!!!
Aber mich freuen, dass das Tippen heute wieder besser geht.
Waage? Hab ich nicht „gewagt“. SO VIEL GEFRESSEN!!!
Augenarzt: so gesprächig, als wäre ich der erste Mensch an diesem Tag, mit dem er sich auf ähnlichem Level unterhalten konnte. Die Augen in Ordnung, kein „Makulaödem“.
Dass ich meines Hochdeutsch wegen im Krankenhaus von irgendeinem Besuch nach „Kärnten“ gesteckt wurde, verwirrte mich etwas. Aber noch besser als diese eine ältere Lady Anno Dazumal, bei irgendeinem Aufenthalt, die damals gar vermutete, ich käme aus Ungarn!!!
Entnervt, etwas „Verrücktes“ unternehmen...

Treppe hoch und die vermaledeite Tür schließen.
Schwächeschmerz in den Beinen, noch mehr Schlottern.

Sitzen, raus sehen. Stinken. Duschen? Wieder? WIE oft noch? Und womit??? Wenn mir sogar im Traum DAS ULTIMATIVE „Gegenmittel“ verwehrt bleibt???

Geduscht, mit Sebastians Duschgel. Doch beim Anziehen vom Hemd, schon wieder schwitzen.
Entnervt, weil das Telefon während dem Waschen dreimal klingelt. Sebastian beim 4. Versuch noch entnervter: „Wo bist du???“.
Seine schon seit gestern vorhandene Entnervung und meine überspannten Antennen -das kommt nicht gut.

So. Jetzt hat es sich AUSgetippt...



7. Juni 2012, Donnerstag kurz vor 8, Kollaps...
Ich höre das Sofa meinen Namen säuseln...
In den Kaffee starren.
Unsre Grünfinken sind krank. Warum auch immer. Und treten der Reihe nach ab. Allen andren geht es aber gut. Man bekommt den Eindruck, die Finken fressen sich zu Tode!!! Maßloses Stopfen! Bis zum Exitus!

Der Körper schlottert. Die linke Körperhälfte entspannt sich zumindest die Parästhesie betreffend langsam wieder und lässt sich anfassen.
Sebastian scherzte im Bett: „Und morgen gehst du laufen!“.
Ächz.
Verjüngungskur mit Steroidakne. Stinken für den Weltfrieden. Ich muss wieder duschen.
Nachher, später, irgendwann...
Zeternde Buntspechte, Flugzeug, Magen flau.
Wer erschießt mich?
Als wir nachts IRGENDWANN ins Bett krochen und ich noch „flott“ aufs Klo ging, kollabierte mein Kreislauf, mein Magen drehte sich um. Ich sah zu, so rasch als möglich ins Bett zu kommen, wo ich dann lag, in Klamotten, und heiß- kalte Schauer „duschten“ den ganzen Körper, jagten hoch und runter, kalter Schweiß auf der Stirn. Cool...
Bäh...
Mir wie leider immer meine eigenen Reime draus basteln. Die Anämie wieder einmal? Die Tage im Krankenhaus ohne das Eisenpräparat? Und nun die Periode, seit Tagen, in DEN Ausmaßen einer Kupferspirale mehr als würdig?
Mir ist schlecht. Wieder kalte Schweißperlen auf der Stirn.
Ich bin zu alt für diesen Scheiß!“, ein Serienzitat während dem Abklappern nachts im Bett von mir gegeben.
Eindeutig.
Nicht bereit für Besuch. Denke ich mal. Erst recht nicht in DEM Zustand: stinkend, miefend, schweißnass und hab ich stinkend schon erwähnt?
Martha neben mir stört das allem Anschein nach nicht. Der Arm schlottert und die Schnitte lugen unter den zu kurzen Ärmeln hervor. Mir egal, er hat doch bei der Untersuchung ohnehin schon alles „gesehen“. Und längst wieder am Verblassen.
Drei junge Kohlmeisen, noch ganz bleich auf dem Kopf, hüpfen auf dem Tisch herum. Nein. DENEN fehlt definitiv nichts.
Meinen Giftcocktail runter würgen. Da fehlt noch was... Das Antibiotikum. Mag nicht aufstehen.
Junge Blaumeise auf dem Tisch und Hel auf dem Dach. Alle frisch und munter.
Meisen auf dem Boden, doch beide Katzen im Haus. Das entspannt ein wenig.
Achje... den Magenschutz hab ich auch vergessen...
Aufstehen, runterwürgen, Schwindel, Sofa ruft immer noch...
Arm schlottert noch mehr. Aber das Tippen heute noch flüssiger.
Hab das Bedürfnis, mich auszuruhen und DANN... ja, dann... „irgendwann“...
In die Gänge kommen?
Geh dich waschen, du bist ja widerlich!!!
Ja, ja...
Hab geschlafen, hab gedöst, mir die Wiederholung der wiederholten Wiederwiederholung angesehen, gegessen, obwohl mir schlecht war, viel getrunken, obwohl der Durst dadurch nur noch stärker wurde. Der Zeichenblock neben mir auf dem Sofa blieb unangetastet. Da war dieses Bild, ein „Bühnenbild“, aber ich konnte nicht. Und abends dann war die Hand erneut so geschwächt, dass es ohnehin schade ums Papier gewesen wäre.
Ein Mann vom Fach hat gestern eins meiner Bilder auf Facebook „in seine Einzelteile zerlegt“. Einerseits fühlte ich mich geschmeichelt, dass es seine Aufmerksamkeit erweckt hatte, andrerseits konnte ich mit der „Kritik“ nicht umgehen. Was heißt hier „Für die Spannung im Bild ist das zweite Rechteck nicht nötig.“?
Ich „wehrte“ mich: „Von Bildaufbau hab ich doch gar keine Ahnung, noch von Farbkomposition. In meinen Bildern geht es auch nur darum, was meine Seele sagen will.“.
Wiederholte dann später wieder und wieder: „Ich male ja schlussendlich für MICH!“.
Hm.
Gefühlt hatte man an meine Seele ein Lineal angelegt.
Bäh...
Und schon wird es ZU VIEL Aufmerksamkeit! Den Kopf einziehen, wie eine alte Schildkröte.
Waschen...


8. Juni 2012, Freitag 8:26, Guten MORGEN!!!!...
Aaaarrrgg....
Es klingelt in meinem Schädel. Der Körper schlottert; wieder, immer noch, was weiß ich...
Im Traum schien doch alles so einfach: tief Luft holen und losrennen. ALLES war gut...
Schwitzen. Unordnung. Einen Berg Tabletten vor mir. Sonnenschein und ich darf nicht raus. „Stubenarrest“.
Wie gewohnt: durchgekaut und wieder ausgespuckt- so hocke ich hier und verliere den Verstand.
Fühle mich widerlich, BIN widerlich, um mich rum alles WIDERLICH. Im aufgeräumten Krankenzimmer ließ es sich scheinbar besser aushalten.
Wäre ich nur nicht angemeldet, hätte keine Arbeit, die auf mich wartet... Druck erzeugt Gegendruck.
Nein, der Wille, etwas zu ändern, ist noch nicht da.
SO er sich denn ÜBERHAUPT blicken lässt.
Auf dem Tisch eine Skizze, mein erster Zeichenversuch. „Schöne Aussichten“!

Splitter

Der Besuch blieb mir erspart, dafür stand meine Mutter abends wieder vor der Tür. Und als sie so erzählte, von all dem Lob, das ich geerntet hätte, und ob ich verkaufen würde, sie: „Nein, alles schön langsam, hab ich ihnen gesagt, ERST hängen WIR in Eisenstadt, wer weiß wo WIR danach hängen werden?“.
WARUM kann ich mich an diesem WIR so dermaßen „aufhängen“, wenn wir schon beim „Thema“ sind?
Auf der Suche nach mir SELBST, meinen Einzelteilen... Und soll diese gefundenen Bruchstücke WIEDER teilen??
Mir fehlt die Kraft in den Händen, um mich noch einmal in diese Situation zu begeben. Die Sitzung reichte schon. Gereizt eben. Markus nervte. Ich wollte nicht mehr. Aufgeben. Alles hinschmeißen...

Und ich ließ meine Mutter eben auflaufen, obwohl sie sich den „Eintritt ins Haus“ wieder einmal „erkauft“ hatte, mit Präsenten in den Händen.
Ich schwieg, sie redete.
Und als es schon nicht mehr auszuhalten war, drückte sie mich vorsichtig: „Ich hab dich lieb!“.
Die Mauer zerfiel, ich nahm sie nochmals in den Arm: „Ich hab dich auch lieb!“.
Ein kurzer, flüchtiger Moment.
Ich schicke dir dann per Mail die Fragen aus der Analyse, du darfst diese aber nicht als Angriff verstehen, ja?“.

In meiner Suppe sitzen. Morgens im Bett im Dekolleté ein Schweißsee. Werde wieder duschen müssen.
Was bringt der Tag? Was macht er mit mir?
In Happen kleine Arbeiten im Haus erledigen und versuchen, mein „Wohlbefinden“ auf diese Art zu steigern?
Ich bin schlecht. Ich war es, werde es immer sein und der Gedanke, nächste Woche wieder nicht im Büro zu erscheinen, gibt dem Stimmungsmix eine extra „strenge“ Note. Mhhh... Lecker...
WÜRG!!!!
ALLES ist SOOO WEIT WEG!!!! Und ich hocke gefühlt im Dreck und kann meine Arme nicht ausstrecken.
Was „lustigerweise“ auch in Natura nicht möglich ist.
Das Zeichnen tat nicht gut. Die Hand danach verkrampft und die Gelenke schmerzten.
Zum Frühstück ein paar schöne Schimpfworte für mich selbst parat???
NA? Los! Gib's mir!!!

Arsch!

9:30
Buddha-gleich hier wieder Platz genommen, mit einer Tasse Zitronenmelissentee aus dem Garten.
Aufgeräumt, draußen gegossen, drei Vogelleichen beseitigt.
Kann mich nicht mehr bewegen.
ZU viel verlangt.
Ernsthaft: „WAS war Laufen noch mal genau???“.
Klartraumtechnik wäre toll, dann könnte ich jede Nacht trainieren...
Duschen, Zähneputzen, Sofa... Es läuft wohl wieder genau auf das hinaus!

Im Vorbeitorkeln im Garten ein paar Wiesenerdbeeren genascht. Sonnenschein. Trocknende Wäsche auf dem Ständer im lauen Lüftchen. Die Trinkschalen der Vögel aufgefüllt. Bedenken, weiter zu füttern. Sebastian -von sich aus paranoid, was das betrifft- wähnt sich schon umzingelt von gefährlichen Seuchen. Ich sehe das alles viel entspannter. Bin doch ohnehin schon „krank“.
Schwitzen und eiskalte Füße.
Duschen? Endlich?
Und dann?...


9. Juni 2012, Samstag 7:45, Erster Versuch...
Ein eingeschränkt mobiler Abszess.
DAS bin ich gerade.
Ohne Gewicht. Ohne „Gefühl“ für den Körper. Saft- und kraftlos, eine ausgelutschte, halb verdurstete Blume.
Blume“?? Dass ich nicht lache!!!
Kaugummi. Dann eben Kaugummi. Geschmacklos, fade, wertlos, unter den Tisch geklebt.
Fängt an zu regnen. Die Wäsche...
Hach...
Sie musste aus Versehen schon 60°C ertragen und zwei Tage in der prallen Sonne. Ich kann nicht. Egal. Alles egal... So lange der Wind nicht auffrischt, müsste sie an der Hauswand sicher sein. Bis dorthin vermochte ich sie gerade noch so zu verfrachten.
Kopfschmerzen, schlecht und in den Kaffee starren.
Martha meckert vor der Tür. Das Brötchen im Ofen müsste auch bald fertig sein, also stehe ich auf, lieb wie ich bin...
Torkeln, umkippen, die Finger am heißen Gebäck verbrennen, draußen heimeliges Prasseln, ich nur heilfroh, wieder zu sitzen.
Ob es besser geht...
Ich sollte nach Auffassung diverser Menschen ständig diese Frage beantworten.
Ja? Nein? Keine Ahnung?
Tippen? -Einigermaßen.
Zeichnen? -Schwierig.
Kraft? -Null.
Alles gesagt?
Die rechte Hand brauchte die Unterstützung der schwachen linken, um den Kolben der Spritze durchdrücken zu können. Braucht eine helfende Hand beim Heben von Gegenständen, beim Umrühren des Kaffees. Und so weiter und so fort.
Mag nicht mehr drüber reden.
Doch ein Thema werde ich nicht müde, durchzukauen: Will ich SO leben?
Kann ich?
Andere können.
SCHÖN für sie!
Aber es geht verdammt noch mal nicht immer um alle anderen, es geht um mich! Was will ICH???
SO lange abhängig gewesen, VIEL zu lange und nun DAS!
Immer noch die Frage stellen: 90 oder 3 Jahre alt?
Gefühlt von der Unendlichkeit verschlungen.
Meine Mutter rief an. Gerade, als ich mich aufs Sofa gelegt hatte. Die Fragen, die ich ihr geschickt hatte... Sie wollte diese nun unbedingt beantworten, dabei konnte ich gar nicht.
Eine Mixtur aus Einsicht, Rechtfertigung und „Widerständen“.
Mit dem Endergebnis, dass ich wieder einmal zu dem Schluss kam, Markus sagen zu müssen, dass ich einfach NUR „hypersensibel“ bin und er seine kostbare Zeit an mir verschwendet.
Was BIN ich für dich?“, eine der Fragen.
Sie: „ALLLESS!!!“.
Alles“ kann ganz schön VIEL für eine einzelne Person sein!
Eine dreiviertel Stunde. Mit dem Endergebnis, dass ich mich -hätte ich nicht das durchsichtige, weiße Hemd angehabt- am liebsten aufgeschlitzt hätte.
Weil du nicht DAS zu hören bekommen hast, was du wolltest???
Du warst doch so ein offenes, fröhliches Kind...“.
Ich hab mich dennoch in den Schlaf geheult.“.
Wann denn? Das wäre mir doch aufgefallen!“.
Hm...
Die Erinnerungen verblassen, ich fange an, an mir selbst zu zweifeln.
Hypersensibel“, „vererbt“...
Einen gewissen Kaufzwang mit meiner Selbstverletzung vergleichen.
Wieder: hm...
Waren wir uns nun NAH oder noch ferner als sonst?
Ich blieb liegen, tatenlos. Musterte nur kurz meinen Bauch, den ich auch noch zerlegen hätte können.
Sebastian kam, wir fuhren einkaufen. Wie bei einem kleinen Kind der Papa musste er mir die Haare richten, bei den Schuhen helfen, warten, bis ich zum Auto kam.
Meine Mutter meinte ja, sie würde ständig angesprochen werden, wegen der Ausstellung, den Bildern.
Zu mir sagte niemand was. Nur wie immer in diesem Zustand das Gefühl nicht loswerden, angeglotzt zu werden.

Zweimal „werden“ hintereinander. HÄSSLICH!
An meinem Brötchen herum kauen. Magen entspannt sich nicht.

Ein beschwerlicher Weg durch die Regale, fast 70 Euro für Lebensmittel und vor allem auch Getränke.
Glücklich?
Nein.
Abends eine neue Zeichnung...

Tanztheater

Das, was das „Telefonat“ mit mir „gemacht“ hatte.
Markus abends zu meinen Bedenken: „Du bist SO WAS von PTB!“.
Der Test so eindeutig...
Und wenn ich da „übertrieben“, mich „rein gesteigert“ habe?
Punkt 0!!
WIEDER von VORNE anfangen!
Mit der alt bekannten Erkenntnis: „ICH BIN SCHLECHT!“.

Tote Vögel, ÜBERALL tote Vögel. So deprimierend. Das war doch letztes Jahr nicht so!!! Oder?

Jeden Handgriff mit Bedacht ausführen und mir selbst motivierend Mut zu sprechen: „DAS ist gerade eine Übung!“.
Auf Regen folgt wieder Sonne, mein Schädel bekommt Risse.
Und nun auch noch DAS: Wurde auf einer Kunstseite auf Facebook erst auf der Liste der zu wählenden Kuratorinnen genannt und NUN auch noch mit 8 anderen GEWÄHLT.
ICH!!!
Hallo? ICH????
Ich hab doch KEINE Ahnung von NICHTS!!!
Außer davon, dass ich schon WIEDER stinke!
ICH soll MITentscheiden, was auf die neue Seite kommt und was nicht? ICH??? Was „Kunst ist und was nicht“??????
HIMMEL!!!!
Ich, die kleine verkrüppelte Maus, die NIRGENDS anecken will NOCH „darf“!!!
Erschießt mich bitte jemand?
ENDLICH?
Dafür“ hätte ich mich gestern abends nur in den Wald schleppen müssen, so ein Jägerarsch ballerte da mehrmals herum.

Am Grundzustand ändert sich nichts. Mir ist schlecht, schwindelig und ich fühle irgendwie NICHTS.
Hallo??? Lebst du noch???
Vom Gestank her könnte man durchaus Rückschlüsse auf dessen Gegenteil ziehen.
Wieder duschen. Mit Sebastians Herrenduschgel.
Was wird das für ein Tag?
Mal ehrlich: Es ist mir doch eigentlich SCHEISS egal!
Also, warum wieder und wieder fragen?
Nachdenken.
Sollte ich mein „Nähzimmer“ endlich zum Physiozimmer umgestalten?
LOHNT sich das ÜBERHAUPT?
Der Raum ist eigentlich schön, SO wie er jetzt ist.
Aber auch ungenutzt!
Das Laufband da rein? Das Trampolin? Die Gymnastikmatte, den Pezziball? Die Gummibänder???
KEINE Ausrede mehr, die Treppe wäre im „Weg“ und würde mich davon abhalten?

Meiner Chefin noch eine Mail schicken. Sie möge mich nun bitte abmelden, da ich nicht weiß, wie es weiter gehen wird...


10. Juni 2012, Sonntag 8:45, Mit dem Feuer tanzen...
Das Umräumen bekam mir nicht. Hab mich überfordert, die spärlichen Kraftreserven der linken Hand nun auch Geschichte.
ALLES für den GUTEN Zweck. Das Nähen offiziell abgehakt, alles aus dem Zimmer geschmissen, was im Weg war, und einen Therapieraum draus gemacht. Bis aufs Laufband. Sebastian bot den Umzug des Ungetüms mehrmals an, aber ich musste mir selbst die Frage stellen: „Falle ich runter, gegen welche Kante oder Wand möchte ich dann gerne knallen?“. Oben würde ich auf meinem Hintern landen, hinter mir ausreichend Landebahn.

Schön und gut. Nun ist alles da, was ich bräuchte.
Gilt nur noch auf dem Weg nach hinten die Motivation per Anhalter mitzunehmen.
Wenn sie denn überhaupt dort auf mich wartet...
Das BISSCHEN Räumen und gleich wieder ein derartiger „Effekt“. Wie soll es dann nach den Übungen aussehen?
Na, wer weiß. Vielleicht motiviert der Einbruch der linken Hand nun die rechte aufs Neue...
WUNSCHDENKEN!!!
Ich sollte mir einen Strohhalm in den Kaffee stecken.
Grauer Himmel.
Hat den ganzen Tag geregnet. HERRLICH! So SCHÖN auf dem Sofa!
Aber auch SO formschön kaputt gemacht, da ließ es sich gut aushalten.
Sebastian half mir beim „Kochen“, bzw. ich fing mit den Schnibbelarbeiten für den Salat an, er „durfte“ weiter machen.
Das Gespräch um 1 war zäh.
Meine Chefin antwortete dann sogar noch auf meine Mail. Werde ich „doch gebraucht“, „erfülle einen Sinn“? Will mich nicht aufgeben, eventuell von zu Hause aus Arbeiten erledigen. Bis ich wieder Autofahren kann.
Wenn denn...
Arg...
So, lieber EHEMALIGER Amtsarzt? Ich BRAUCHE SIE NICHT, um zu WISSEN, dass ich mich SO NICHT hinters Steuer setze!!!
Traum... Der Traum... Wieder viele Vorwürfe meiner Mutter. Und doch wurde das „Rumpelstilzchen“ immer stiller und die „Vernunft-Stimme“ trat an seine Stelle. Das klingt doch GUT!
Was „fühle“ ich?
Immer noch ein mehr oder minder mobiler Eiterprozess, um die Tatsachen mal unbeschönt auf den Tisch zu bringen. Fett. Am Fressen. Maßlos. Nonstop. Und irgendwie... EGAL!!! Sehe mich selbst NIE WIEDER in engen Laufklamotten!
Specki hat AUStrainiert!!!
Und hinter all dem, ganz leise eine kleine, piepsende Stimme: „Und wenn du es probierst? WAS hast du zu verlieren???“.
Und fügt noch hinzu: „Das Gehen sah teils KATASTROPHAL aus, aber sobald du liefst, ging es... Irgendwie...“. Komplett eingepackt, mit Knie-, Ellenbogen- und Handgelenkschützern? Wie ein „Ritter“?
Eine „RitterINE“?
Weiter sinnieren.
Mir vorkommen wie dieser Mann in dem Werbespot, der im Rollstuhl sitzt und nach dem Telefon greift, es aber nicht anfassen kann. Dann steht da: „Möchten Sie gerne helfen?“. Ein Hund taucht auf und hebt ihm das Telefon auf. „Spenden Sie für einen Partnerhund“.
Hm... Wie nennt man DAS, was er da HAT?? Auch „nur“ Schwäche?
Parese: (ich wiederhole mich) wird definiert als leichte Ermüdbarkeit, Schwäche bis hin zur Lähmung.
Also: ?????
Hm...
Stirnrunzeln.
Verwirrt. Ärzte sagen das eine, Therapeuten das andere. WEM traue ich MEHR???
Nach all dem, was ich durch hab?
Wer möchte raten?

Kopfschüttelnd den Buntspechten zusehen.
Meiner Mutter erneut eine Mail geschickt und mehrfach darum gebeten, BITTE schriftlich zu antworten. Markus gab mir noch einen guten Grund: „Um dir Raum für deine eigenen Interpretationen zu lassen!“.
Sie SAGT doch ständig: „Wenn du was brauchst...“. Warum ist dann DAS so schwer? Weil geschriebene Sätze einfach so da stehen, „schutzlos“ und ihr nicht die Möglichkeit geben, alles zu ZERREDEN, zu erklären, sich zu rechtfertigen?
Darum GEHT es doch gar nicht!
Es geht nicht um SCHULD! Um Fehler!

Eine penetrante Fliege.
Regnet es schon wieder?
Die Brille verschmiert.
Ich komme bei den nächsten Entzugssymptomen an: Halsschmerzen, Druckgefühl im Brustkorb und Rückenschmerzen.
In mir trotz allem so eine „unheimliche“ Stille.
Was ist das? Heilung? Frieden? Aufgegeben? Resigniert?
Die weißen Wände ringsum schweigen mich an.
Abends der dritte Zeichenversuch.
Hm...




11. Juni 2012, Montag 7:12, Auf Messers Schneide...
Regen.
Wie idyllisch.
Flugzeuge... Diese beschissenen Flugzeuge!
Der Holler ist schon wieder am Verblühen. Die Wiese bekommt einen Wachstumsschub, bei all dem Nass.
Charlotte ist gestern nach draußen gezogen. Ob es ihr gut geht?

Womit anfangen...
Sebastian fuhr zum Bäcker, ich ging „trainieren“. Trampolin, Dehnungsübungen, Pezziball.
Das Telefon klingelte. Es HÄTTE ja auch Sebastian sein können. Also quälte ich mich einmal quer durchs Haus. Meine Mutter.
Nö! JETZT nicht!!!
Wieder nach hinten, weiter meine Übungen exerzieren.
Mich SCHLECHT fühlen.
Es bedurfte aber eines ZWEITEN Anrufversuches, um mir eine Erkenntnis zu bescheren.
Frühstück-Mittag, Sofa, zunächst mich mit NICHTS befassen, außer der Glotze.
Charlotte umziehen lassen. Mehrmals in den Garten gerannt, um diverse Stöcke und Äste zu holen. Und dann eben schon zu schwach, um mich auf den Beinen zu halten, als ich den langen Stock durchbrechen wollte.
Kippte um, fiel hin. Kleines Loch am Handgelenk, Schürfwunden an Ellenbogen und Knie. Zitternd wieder aufkriechen.
Hm...
Bald folgte Badewanne. Ich „fiel“ in diese rein und als ich dann lag, das Gefühl nicht loswerden, NIE WIEDER aufstehen zu können. Also lag ich da im warmen Wasser, bewegungslos und die Depri holte mich ein. Aus der Wanne gekrochen, weiter zum Sofa.
Fernsehen.
Auf dem kleinen Tischchen meine nagelneue GPS- Uhr... War ausgegangen, der Akku leer.
Wie symbolträchtig...
Man muss fast sagen „ENDLICH“ der lang erwartete Zusammenbruch!
In Tränen ausbrechen, in der Glotze nun auch noch ein Lied, dass ich zum Laufen „benutzt“ hatte. So konnte ich mich erst recht nicht wieder einkriegen. Aber ich hatte ja „Zeit“, Sebastian lange im Bad, ich konnte mir die Augen wund flennen, er bemerkte nichts davon.
Abends.
Sofa.
Halb 9!!
Das Telefon auf meinem Tisch, klingelte.
Warum gehst du nicht ran?“, Sebastian zu mir.
Ich MAG nicht!!“.
Natürlich, früher oder später sah ich hinterher nach, WER es war.
Na? Wer möchte raten?
Ich könnte hier eine Quizshow aufziehen, nur lukrativ für MICH wäre das dann NICHT!
Und in mir wurde eine LAWINE losgetreten. Sebastian hatte Zahnschmerzen und bereits die Tage zuvor signalisiert, dass er diese alte Leier nicht mehr hören konnte. Also war ich ALLEIN in mir, MIT mir und diesem Chaos!!!
WAS ging mir da alles „HÜBSCHES“ durch den geisteskranken Schädel?
Mal sehen:
Ich wurde wohl meine gesamte Kindheit mit IHRER Angst, es könnte jemandem etwas passieren, regelrecht GEIMPFT! Drum saß auch ich nun HIER und hatte PANIK, es KÖNNE ja etwas SCHLIMMES sein!!!
Schwieg mein innerer „Freund“ für eine Sekunde, fragte ich: „Welchen Teil von „Ich brauche jetzt einfach NUR Ruhe“ kann man MISSverstehen????“.
Nein, NEIN!!! DAS durfte ich nicht denken!!!! WIE UNGERECHT!!! WIE GEMEIN!!! WAS FÜR EIN MISSTÜCK ich doch BIN!!!!!
Aufschlitzen! Jetzt, sofort!!!! AUFSCHLITZEN!!!!
Oder nachgeben und zurück rufen.
NEIN!!!!
Geh ins Bad und mit der nagelneuen Klinge an deinen FETTEN BAUCH!!! Das SIEHT keiner, FÄLLT NICHT AUF!!!!

Versuchen, diese Affirmation runter zu BETEN: „Ich KANN das aushalten! Ich KANN das aushalten! Ich KANN das aushalten!!!!!!“.
Innerlich am Beben. ALLES in mir SCHRIE nach Beschwichtigung, nach einem akzeptablen Kompromiss.
Heute allein.
Wie SCHÖN!!
Und im besten Falle klingelt das Telefon wieder, wenn ich um 1 meine Sitzung habe oder sie steht vor der Tür, vorwurfsvoll: „Aber du hast doch gesagt, du hast um 19 Uhr deine Therapie?“.
AHHHHHHH!!!!!
DAS allein nur zu DENKEN!!!
VERBRECHEN!!!!
Auf einem „Schlechtigkeits- Barometer“, WO würde man mich wiederfinden???
Guten Morgen, rechte Hand. WIE geht es dir heute?...

Keine 5 Minuten später... abgebrochen.
WARUM BLUTET DAS NICHT??????
Sebastian hat die letzten beiden Aspros mitgenommen...
Der Arm ist doch warm, ich hab viel getrunken.
WAS???? WAS WILLST DU VON MIR??????
JETZT so ein KLEINES, PUTZIGES Marcumar.... DAS wär die „Erfüllung“!!!

Im Traum: Vorwürfe, Vorwürfe und noch mehr Vorwürfe.
Jede Nacht. Der Kampf am Tag geht zu später Stunde in die Verlängerung und ich verliere.
WIEDER UND WIEDER!

Die linke Hand ist aber eiskalt. Nochmals versuchen, mit heißem Wasserbad davor? Diese Kinderkacke ist doch einer neuen Klinge nicht wert!!!
LOS!!!
Abwarten.
WORAUF???
Meinen elektronischen Posteingang checken...
Sie hat geantwortet.
Kurz und bündig.
Voller Selbstkritik.
Macht mich das am Ende nicht NOCH schlechter????
Was sind das für seltsame Automatismen, die da ihr Spiel treiben?
WARUM muss ICH SIE beschützen?
VOR WAS? VOR WEM?
Ich könnte KOTZEN!!! Hätte ich mehr als nur Tabletten intus!!!!
ALLES der Reihe nach. Beim Arzt anrufen, meine Medis „bestellen“...

8:45
Jetzt ist mir schlecht.
Hat auch was.
Eintrag im Kalender: R**
Der Arm taub wie ein Stück HOLZ!

Das hättest du BESSER ausnutzen müssen!!

Auf die Mail antworten? Nicht?
Kann ich? MAG ich?
Oder MUSS am Ende wieder???


12. Juni 2012, Dienstag 7:25, Briefkontakt...
Mein Traum...
Eine einzige Massenbeerdigung für all die schönen Dinge in meiner Vergangenheit. Mein Bruder, den ich längst wegen den Fragen anrufen wollte, machte mir Vorwürfe. ICH sei das Übel und würde die Familie kaputt machen.
So viel zum „entspannten“ Mailverkehr.
Eine Kohlmeisengang am Häuschen, dazwischen ein aufgeplusterter Grünfink, dahinter dichter Nebel. Draußen ein Traktor.
Herbst.
Warum müssen die Katzen, wenn sie kotzen, dies immer vor unsrem offenen Schlafzimmerfenster tun? „Lieblicher“ wird man kaum noch geweckt.
Ach was! Ich war schon lange wach, seit dreiviertel 5, mit mir am Ringen.
Morgens ganz kurz nach dem pinkeln überlegt, ob ich es „waagen“ sollte.
Ne! Besser nicht!
Hosenschisser!
Zu den Kohlmeisen gesellen sich nun auch noch Weidenmeisen. Der Buntspecht.
Festgenagelt auf meiner Bank, der Kaffee wird kalt, so ein scheiß Flugzeug stört die Ruhe und die linke Hand fordert nun Tribut für ihren Einsatz beim Urlaub der rechten.
Nicht zu laut und vorschnell tönen: die Rechte scheint sich zu erholen.
Umkippen bleibt Standard.
Simone abends: „Deine Beine gefallen mir heute besser als letztes Mal. Aber nicht, wie du dich hingelegt hast.“. Keine Spucke im Rumpf. Kartoffelsack.
Sebastian sucht seine Zahnbürste.
Kopfschmerzen. Die abends von ihm verpasste Frisur dann doch etwas ZU streng gewesen.
Hel kommt, mittig fehlt eine Schwanzfeder. Zerrupft sieht sie aus. Aufstehen, ein Ei raus werfen und Pfeifen. Auf der Terrasse ein toter Grünfink.
Arrrggg...
Passend zum Wetter.
Die Zeichnung von gestern... Ich würde gerne. Soll ich es versuchen? Farbe ist doch geduldig...

Das Telefon klingelte mehrmals. Ich KONNTE nicht abheben!!!!
Und irgendetwas in mir wagte zu behaupten, dass ich auch nicht WILL!
Genügend Gesprächsstoff für die Sitzung.
Und siehe da: eine Antwortmail.
Hatte doch zuvor geschrieben, dass mir einfach nicht nach Reden, nach Telefonieren ist.
Könnte mich nun wieder an so manchem Satz „aufhängen“. Sie will mir helfen, unabhängig zu werden?
Ich schrieb zurück: „Dazu musst du loslassen...“.

Diese „Umklammerung“ muss aufhören. Jedem sein eigenes Leben lassen. So „einfach“. Niemandem was „abnehmen“ müssen oder wollen.
Und nach meiner zweiten Antwortmail... mich wieder schlecht fühlen.
SO ist das eben.
Soll die Bereitschaft zu schreiben, als Fortschritt anerkennen.
Soll „angeblich“ befähigt sein, klipp und klar meine Grenzen abzustecken.
DAS kommt nicht an, das glaube ich nicht, das fühlt sich FALSCH an.
MÖRDER!!!
ZU VIEL verlangt in meinem Schreiben? ZU VIELE Vorwürfe?
Ihr Briefchen klang so, als sei ich GANZ ALLEIN das Problem. „Dem“ man helfen muss, sich selbst zu lösen.

Hm...
Bin ich „undankbar“? NIE zufrieden?
Oder versuche ganz einfach gerade meine eigenen Grenzen zu finden, die es zu verteidigen gilt?
Wenn sie sagt, sie würde verstehen, dass ich Ruhe bräuchte und mich mehrmals darauf hinweist: „DU meldest dich einfach, wenn du was brauchst!“. Und mir dann nicht mal den Raum lässt, BIS ich etwas brauche oder genug Ruhe bekommen habe, um sich SELBST WIEDER vorzeitig zu melden.
Sprüche von außen, wie: „Aber, sie macht sich doch Sorgen...“, ziehen nicht mehr.
Die Mechanismen eingefahren, funktionieren reibungslos, auch ohne darüber nachdenken zu müssen, „schlechtes Gewissen“ ein GRUNDzustand.
Sie meint, sie versteht das TOTAL. Ihr ging es früher auch nicht anders, mit ihrer Mutter...

In irgendeiner Sitzung, haben wir mich in meine Einzelteile zerlegt.
Wem gehört dein Unterleib?“, fragte Markus.
...meiner Mutter...“.
GRUSELIG. Aber gefühlt: wahr.
Bis 4 zählen. In Dauerschleife.

Schon mal dran gedacht, dass DU an allem SELBST SCHULD bist? NIE zufrieden sein kannst? Immer einen Fehler aufdecken wirst? Regelrecht MUSST??? Weil du SCHLECHT BIST!!!

Klimpern“. Neurotisches Verhalten, dem Physiozweck dienlich...
Ha ha...
Im Garten eine Amsel. Singt Regen und Nebel ein melancholisches Ständchen.

Funktionslos

Einzelteile. Ich bin in Einzelteile gesprengt worden. Und genau DAS will ich malen!
Versuchen? Kleine Leinwand? Nichts riskieren? Provozieren? Bei Scheitern den Verlust im Rahmen halten?
Laufen... Ich WILL laufen... Wünschte mir wieder alle Nachbarn weg, um gut verpackt die Straße runter und wieder hoch zu wetzen.
Es versuchen.
Ein bisschen...
Zumindest...
Sebastian zu Hause, in Autonähe, um mich einzusammeln.
Mir wird schlecht...
Ich sollte meinen Tisch aufräumen. Meine Übungen machen. Und dann, zur Belohnung, aus dem neuen „Physioraum“ eine neue Leinwand mitbringen. Da stehen einige rum und warten darauf, Leben oder bei mir eben auch TOD eingehaucht zu bekommen.
Das klingt doch gut!


13. Juni 2012, Mittwoch 5:46, Zwischen den Zeilen?...

"Ich glaube ,ich hab mich schlecht ausgedrückt!!!
Von nun an werde ich mich aus deinem Leben raushalten, um dir zu helfen , DU selbst zu sein .
Ich hab nie gewollt ,das dich meine Sorgen erdrücken u. bin sehr stolz darauf .daß du dein Leben selbst in die Hand nimmst .
Verstehe dich , aber ich muß noch viel lernen .
DU schaffst es!!"

Hm...
Positiv? Negativ?
Das letzte Mal als sie meinte, sich „von nun an aus meinem Leben rauszuhalten“, war sie zu TODE gekränkt und ich hatte sie gefühlt beim Stecken meiner Grenzen auf 5 Arten umgebracht. Wie kann sich etwas, das RICHTIG sein soll, so dermaßen FALSCH anfühlen?
Der Pirol saß im Garten und flötete seine tropisch anmutende Melodie. Aufstehen, nicht liegen bleiben, in Aktion treten, aktiv werden, den kostbaren Vormittag nicht vergeuden. Nachmittags bin ich doch nicht mehr zu gebrauchen.
Neben mir auf dem Tisch eine Leinwand, 70 x 70cm. Billiges Modell, verzogen, mit Dellen. Dieser Zustand wirft Fragen auf: Ist es nicht SCHADE um die anstehenden Mühen? Oder eben sicherheitshalber NICHTS vergeudet, sollte ich scheitern?
Regen. Wind. Ein himmelblauer Silberstreif am Horizont.
Besser? Nicht besser? Ich müsste wohl laufen, um es wirklich zu wissen.
An den Küchenblock gelehnt noch eine weitere Leinwand, 70 x 80cm für 25,90 Euro. Das ist das Vierfache von dem, was das billige Teil gekostet hat. Müsste aber ALLES noch einmal neu machen, das Versehen der Spalten zwischen Keilrahmen und Leinwand mit Antirutschmatten (obwohl bei den teuren Modellen eher nicht mit Dellen zu rechnen ist), neu vermessen und mir noch einmal Gedanken über den Aufbau und die Platzierung machen. Kein einfaches „Thema“, so viele „Leichenteile“. Vor mir auf dem Tisch ein neuer Laufschuh. Das Foto mit dem Unterschenkel und eben diesem Schuh, führte noch zu kleinen Sinnkrisen, jedes Mal, wenn ich es geöffnet hatte. Abgesehen von der Trauer, die sich einschlich:
SO schlecht sieht das doch gar nicht aus...
Ja, klar. VERKÜMMERT, drum im Verhältnis SCHMAL!!!

Die neue Leinwand, hm... Wären diese Proportionen nicht besser geeignet? Vor allem wenn der Torso hinten noch Platz finden soll? In einer angemessenen Größe?
Kann nicht denken, konnte gestern schon nicht rechnen. „Proportional“ und „Prozentrechnungen“ sprengten mein Hirn. So verließ ich mich auf mein Augenmaß. Bleibt fragwürdig, ob nun alles seine richtige Größe bekommen hat, oder ob wie auf der Zeichnung manch ein Teil ZU groß wird.
Andrerseits könnte man die überdimensionale, rechte Hand auch als Wink mit dem Zaunpfahl interpretieren, der „Verlust der rechten Hand“ ein EINSCHNEIDENDES Erlebnis.

Den Kaffee noch einmal heiß gemacht.
Ich hab ein wenig trainiert. Voranging die Rumpfmuskulatur, um dem Wanken und Umkippen etwas entgegenzusetzen. Das Kippelbrett hab ich versucht, war mir aber zu unsicher. Das Trampolin hätte mich zu viel Kraft gekostet, die ich doch noch für mein Bild brauchte.
Das Fotografieren meiner Einzelteile war anstrengend genug. Die Lichtbedingungen waren jedes Mal „anders“, wie ärgerlich. Ich lag sogar auf dem TISCH!
Den Torso hab ich mir erspart. Keine Lust, meinen fetten, nackten Körper zu sehen!

Der Blick wandert unruhig von Leinwand 1 zu 2. Oder doch? Wie stehen denn die Chancen, dass es ein Bild wird, das ich AUFGEBE?

Den Wasserkocher holen. Verschissene Streckspasmen! Zu wenig Platz, um mich zu bewegen und doch eng genug, um mich von einer „Stütze“ zur nächsten zu hangeln. Hätte man mir VIEL Geld in die Hand gedrückt, hätte ich „anders“ gebaut?
Nö!
Zu geizig! Oder eben „sparsam“. Könnten wir nicht den Raum oben mit dem hier unten „tauschen“? DAS wäre cool! Runterbeamen!
So vieles „behelfsmäßig“; bin über mich selbst erstaunt, wie „gelassen“ ich das hinnehme. Werde noch „schlampig“ auf meine alten Tage...

Die Antwortmail meiner Mutter kam wie schon am Tag zuvor WÄHREND der Sitzung, wie „passend“. Drohte das ganze Unterfangen doch zu einem „Informationsbrocken aus der Nase ziehen“ -Lassen zu verkommen. Ich hatte nichts mehr zu sagen und DENKEN? Ha! Dass ich nicht lache...
Also, ist sie nun positiv oder negativ? Muss ich mich bestrafen oder nicht?
Das Gefühl nicht loswerden, sie WARTET darauf, dass ich „endlich“ anrufe. Sie „erlöse“, mich wieder vereinnahmen lassen...
Zurück in das alte Spielchen...
Oder mir selbst damit eine Absolution erteilen? Zu welchem Preis auch immer?
Gut? Schlecht? Böse?...
Kann nicht denken. Bin es LEID, darüber NACHzudenken!

TU WAS!!!

14. Juni 2012, Donnerstag 6:30, Die Karten neu gemischt...
Fraglich bleibt, ob man noch ein gutes Blatt bekommen hat.
Die Kraft kehrt Stück für Stück in die Hand und den Arm zurück. Abends selbst die Haare verknotet. Sah es doch nach dem Malen eher trüb aus...
Gewicht? -NEE!!
Blick in den Spiegel? -Kurz und schüchtern!
Verspannungen, Kopfschmerzen, flauer Magen.
Blauer Himmel, rationiert, aber immerhin.
Der Buntspecht schielt mit jedem Auge einzeln in den Schacht fürs Futtersilo. Der Deckel wie gewohnt abmontiert. Man wartet auf mich. Hels Ei liegt neben mir. Meine Ressourcen einteilen, Martha ist noch ausständig und ich muss dann ohnehin aufstehen.
Meine Seele wohl ein kleines Pulverfass, ich hab doch tatsächlich die teure Leinwand präpariert, neu vermessen und dann eben darauf losgelegt. Ohne mein Messverfahren wäre da NIEMALS eine ordentliche Skizze entstanden. Doch so...? Es lief, alles funzte einwandfrei, kein Ärgern, kein Fluchen, die Seele einfach nur ERLÖST und DANKBAR, wieder „sprechen zu dürfen“. Keine Ungeduld, Unruhe, so ein Selbstverständnis, als hätte ich NIE etwas anderes getan. Unheimlich. Wie diese Dankbarkeit vor einem Jahr, dass ich wieder laufen „durfte“?
Nicht malen- das Todesurteil?

Martha rein, Ei raus, nach Hel pfeifen, der Katze eine Rennzecke von der Nase montieren, diese schafft es in der Zeit, die ich bis zum Spülbecken benötige, den ganzen Stinkefinger hoch zu rasen, ehe sie im Kanal landet, den Kaffee noch einmal heiß gemacht, sitzen, gefühlt wieder viel zu spät.
Da HAST du deine UNRUHE!!!
Ja, danke schön.
Alle sind „glücklich“, bis auf die Vogelschar am Häuschen und die Zecke im Abflussrohr.
3 ½ h am Bild gearbeitet. Zusammengerechnet, über den Tag. Darf ich zufrieden sein? Sebastian wie immer: „Genial!“. Mit dem abgetrennten Kopf begonnen. Daneben dann die ersten Leichenteile drapiert. Oder man könnte fast von einem Arrangement sprechen.

Hel kommt, sitzt am Waldrand und krächzt. Ein zerrupftes Zauberwesen...

Bei der Sitzung gab es doch mal was zu besprechen, wer hätte das gedacht. Erst über meinen eventuellen Selbstmord sinniert, dann zurück in die Kindheit, zu meinen Eltern.
Es war nicht Sinn der Sache anschließend erneut auf dem Sofa zu landen. Zu Mittag hatte es Suppe gegeben, aus der Tüte und einen abgelaufenen Obstgarten. Nach Sebastians Anruf zu Mittag, lohnte sich auch nicht mehr zu essen. Meine Arbeitskollegen waren in seiner Firma -vermutlich Gartenarbeit oder Putzen- und hatten ein Geschenkpaket aus der Konditorei dabei. Dran hing ein kleines, goldenes Säckchen mit einem Engel darin und auf dem Zettel stand: Für DICH, vom VAMOS-Team. Die Schrift meiner Chefin. Sebastian nur amüsiert, dass die Dame, die ihm das Präsent in die Hand drückte, sich beim IHM bedankte und IHM alles Gute wünschte. Wohl wieder eine Transitarbeitskraft, die ich „verpasst“ habe.
Ich war schon beinah zu Tränen gerührt. Das hab ich doch gar nicht verdient! Oder hab ich bei der Ausstellung so einen „elenden Eindruck“ hinterlassen?
Es gab also abends zum Fußballspiel Köstlichkeiten von meinen Arbeitskollegen. Bis dahin gehungert. Wieder schlecht. Geschlafen, nächster Halbschlaf- Trancezustand. Und NULL Erkenntnisse gewonnen. Sebastian kam nicht. Ich ging noch mal an die Leinwand und war nun mehr als erleichtert, die Antwortmail meiner Mutter zu sehen.
Irgendwie, zwischen den Zeilen, klingt es so, als sei sie „angegriffen“. Obwohl ich meine Wortwahl genau überlege. Und lässt sich nicht so ganz auf das „Frage- Antwort- Spiel“ ein. Auf Fragen folgen Gegenfragen. Aber es geht nicht um mich, sondern um sie. Und um meinen Vater. Eben alles, was mich umgeben und geformt hat.
Die Szene mit der verschlossenen Badezimmertür, und sie dahinter, nach einem Streit mit Oma oder Vater und der Androhung, sich umzubringen. Und ich davor, gegen die Türe hämmernd.
Wie alt war ich?
Oder gar nur ein Traum? Ein Kindheitstraum der zum Trauma wurde?
Sie kann sich nicht mehr erinnern.
Ich bin mir nicht mehr sicher, je länger ich darüber nachdenke.
Scheiß Gedächtnis!

Ich torkle immer noch. Drohe mehrfach umzukippen und überlege nun doch, trotz allem, am Wochenende einen Laufversuch zu starten. Und für Montag hab ich mich im Büro angekündigt. So ich denn wieder Autofahren kann. Ich muss! Sollte... Hab dann einen Kontrolltermin bei meiner Frauenärztin.
Bäh...
Noch 11 Tage Antibiotika, 11 Tage Sonne meiden...
Achje... Scheiße!
So viel zum Laufen.
Auf Regen warten? Nach ALL dem Regen?



15. Juni 2012, Freitag kurz vor 5, Mit dem Schlüssel in der Hand...
Seit 4 wach. Fine maunzte vorm offenen Fenster, meine Träume luden nicht unbedingt zum Weiterschlafen ein, schon „hell“ und das Vogelkonzert...
Meine Mutter musste ins Krankenhaus, weil sie vor lauter Sorge dehydrierte. Nun durfte ich mir Sorgen machen. Ließ mich selbst einweisen, die Klinik ein Supermarkt und zugleich Flusslandschaft mit Äckern drum rum. Meine Eltern besuchten mich und als mein Vater plötzlich neben mir stand und mir dabei noch auf die Füße trat, und ich verständlicherweise Schmerz und Schreck kund tat, er beleidigt: „WAS soll denn jetzt daran WEH getan haben? Wir kommen rein und DU reagierst überhaupt nicht!“, er dampfte wortwörtlich ab, nachdem er all seinen vermeintlich durch mich stattgefundenen Kränkungen und Verletzungen Luft gemacht hatte. Meine Mutter: „Der Mensch ist fürchterlich!!“, doch schon wieder kurz davor, sein Verhalten zu rechtfertigen.
Keinen Bock mehr auf irgendwelche „Erklärungen und Rechtfertigungen“, die letztendlich aus dem Täter das Opferlamm machen. Aufstehen. Den Vormittag nutzen.
Sodbrennen.
Als Sebastian abends nach Hause kam und zum Bild ein „Na, viel ist da nicht passiert!“ von sich gab, wurde meine Unruhe dementsprechend angeheizt.
Zuckungen...
Seit ich wieder male...
Vorgestern eben im Halbschlaf einen dieser Zustände, und gestern gleich ZWEI bei vollem Bewusstsein.
Zog mir regelrecht die Socken aus. Beim ersten Mal musste ich mich hinsetzen, beim zweiten Mal lag ich bereits auf dem Sofa. Was es nicht angenehmer machte.
WAS läuft da ab? WAS sehe ich? WAS lähmt mich?
Oder spricht meine Seele nun, da sie sich wieder Verhör verschaffen kann, in tausenden Zungen und alle reden auf mich ein und wollen etwas sagen? Eine Art „Reizüberflutung“? Alle Kanäle ungefiltert für eine Minute oder so geöffnet? Kurzzeit-Autist?...
Nette Vorstellung...

Die Augen leer, blutunterlaufen. Wer weiß... Öffnen sie sich am Ende des Malprozesses? Oder bleiben so „blind“? Die Haut mit all ihren farbigen Schattierungen wirkt lebendig.
Leben dort, wo Tod sein sollte.
Froh, die teure Leinwand genommen zu haben. Mein Arm immer noch sehr schwach, muss sich beim Malen abstützen können und würde in die Billige nur NOCH MEHR Dellen reindrücken.
Wie authentisch möchte ich sein? Müsste die Steroidakne auch noch farblich „erwähnen“.
Momentaufnahme oder zeitlos?

Es war ein Fehler, vorm Malen noch so „viele“ Dinge zu erledigen. Die Hand beleidigt und die linke ohnehin längst nicht mehr Willens, zu kooperieren. Das Kraftkontingent ausgeschöpft. Ein „kurzer“ Maltag. 2,5 Stunden.
Kurz und doch irgendwie mit all den Zuständen „intensiv“.
Sitzung, Sofa, schlafen.
Wieder und wieder über einen weiteren Malversuch nachgedacht. Doch im „Verwerfen“ bin ich Meister...
Kotz!
Der Abschluss nach den 2,5 h sah traurig aus, konnte den Borstenpinsel nicht mehr halten, machte mir einerseits Angst, andrerseits hatte ich nun einen triftigen Grund erhalten, mein Werk zu beenden. Für diesen Tag.
Und das WOLLTEST du doch!!!!
Abends nach dem Essen -die Sonne schon hinter den Hügeln verschwunden- ging ich raus in den Garten, ums Haus herum. Zauberwelt. Die große Weide hinten ist auseinandergefallen, ein grünes Tor, irgendwie verwunschen, in den Garten hinein. Weidenäste auf der einen und Hollerzweige auf der andren Seite. Wie schön...
Was für ein Paradies.
Da konnte die Wehmut nicht weit sein, klopfte höflich an die Tür, um mich, kaum eingetreten, mit Vorwürfen zu beladen: „DAS alles verpasst du!!!“.
Ein paar Walderdbeeren, ein paar schwarze Johannisbeeren naschen. Meinen Blick im verschlingenden Teppich aus Wasserlinsen im Teich versenken. Minutenlang. Vogelkonzert. Angenehme Temperaturen. Alles in saftigem Grün.
Leben, ÜBERALL LEBEN!!!
Zurück ins Haus, aufs Sofa, vor die Glotze und mir wertlos vorkommen.
Bis eben zum zweiten dissoziativen Zustand.
COOL!!...
Die gesprochenen Wörter beim Fußballspiel „kannte“ ich schon, fungierten als eine Art Schlüssel, griffen wie Zahnräder in meinen Traum von letzter Nacht und irgendwie doch in ALL meine Träume, eine innere Tür öffnete sich und ein Raum saugte mich in sich rein, die vertraute „Fremde“ verschlang mich mit Haut und Haaren. Ich wollte Sebastian bitten, mich zu beobachten, ob ich irgendetwas Seltsames mache. Doch vermochte nicht. Ließ es über mich „ergehen“, wieder OHNE Antworten zu bekommen, danach nur überfahren fühlen, als hätte der Moment eine Bremsspur auf meinem Leib hinterlassen. Eine blasse Ahnung dessen, was da drinnen auf mich wartet.
Blass“ ist das treffende Wort. Ein verhallendes Echo, wie das leiser werden eines bereits vorbei gedonnerten LKWs. Zu schnell, nichts gesehen, nur gehört, und dann eben schon vorbei.
Wie eine auf der Straße klebende Katze, die vom Tod ganz plötzlich überrollt worden war.
Der Blick schweift nach links, an die Wand, in die Ecke. Dort steht meine „Straßenrandromantik“, die tote, in der Sommerhitze aufgeblähte Katze. Steht, bzw. liegt. Unfertig. Seit bald einem halben Jahr. Nicht umsonst dieses „Thema“ gewählt? Ist es am Ende vielleicht sogar „DAS Thema“???
Beim Anfall mittags war es das unterschwellig wahrgenommene Raunen des Windes, der durchs Haus fegte.
Und abends? Was war das Schlüsselwort? Oder wie immer die Kombination aus mehreren Umständen, die wie ein komplizierter Schließmechanismus ineinander griffen?
Knack!
Offen!
Für eine gefühlt UNENDLICHE Sekunde!
Danach: Kadaver im Wind...
Regungslos.

Arg...
Keine Erkenntnisse.
Den Text noch einmal Korrektur zu lesen, setzt die Reizschwelle wieder stark herab und dieser eine Satz „Ich hab's gewusst!“ kommt ins Spiel.
Klar, hab's doch eben erst geschrieben, gedacht! Unwillkürliches Gaumenschnalzen. Wie ein Baby...

Da wartet ein abgetrennter Fuß auf mich...